Matford

Baujahre: 1934-1939

Matford Alsace
Matford Alsace - V8 Typ 62

Als Sohn eines Strassburger Hotelbesitzers beginnt Emil Mathis seine Lehre in England im Alter von 12 Jahren. Nach seiner Rückkehr gründet er einen Automobilverkauf und ein Reparaturgeschäft in Strassburg. Er erwirbt auch die exklusive Vertretung für den Verkauf von De Dietrich Automobilen
1902 lernt Mathis Ettore Bugatti in Niederbronn kennen. Im April 1904 unterzeichnen Sie ein Abkommen über den Entwurf, Bau und Verkauf eines Automobils. 1906 ist der "Auto Mathis Palace" Deutschlands grösster Automobilbetrieb und einer der drei grössten der Welt.
Das Elsass wird dem deutschen Reich angeschlossen. August 1914: Kriegserklärung. Die Mathis Werke bauen nur noch Krankenwagen und Lastkraftfahrzeuge für die Ostfront. 1916 wird Emil Mathis in das kaiserliche Heer eingezogen. Von der kaiserlichen Regierung beauftragt, industrielle Materiale in der Schweiz und in Italien zu kaufen, desertiert er mit einer hohen Geldsumme in Devisen und flieht zum französichen Heer. Nach Ende des 1. Weltkriegs stellen die Mathis Werke wieder Fahrzeuge her. Seit 1925 hat Emile Mathis Verbindungen mit der amerikanischen Automobilindustrie. 1930 versucht er, den kleinen "PY" mit dem "7CV - Continental" Motor auf den amerikanischen Markt zu bringen.

Emil Mathis versucht, seinen kommerziellen Erfolg zu verstärken und noch einmal zurückgreifend auf seine früheren Verbindungen mit dem amerikanischen Automobilhersteller, gründet er Anfang Oktober 1934 mit dem Präsidenten von Ford, die Firma MATFORD (Verbindung von MAThis und FORD). Ford umgeht so lokale Produktionsvorschriften. Der erste in Strassburg hergestellte Mathis V8-Alsace (= Elsass) überquert den Atlantischen Ozean anlässlich der Jungfernfahrt des Passagierdampfers "Normandie" und wird Henry Ford vorgestellt. Die Chassis sind mit V8-21CV Motoren ausgerüstet, werden mit bei Chausson gepressten, eigenständigen Karosserien ausgestattet und danach im amerikanisierten Werk Strassburg zusammengebaut. Zudem übernimmt Matford den Lincoln Vertrieb in Frankreich.
Bald verdrängen die Ford Typen die Mathis Modelle, obgleich beide unter der Marke Matford nebeneinander bestehen sollten. Es folgt ein Prozess, der von der Mathis S.A. kurz vor Ausbruch des Krieges gewonnen wird.

Matford V8 Cabriolet
Matford Milord V8 Cabriolet

September 1939: Der Krieg bricht aus und das Elsass wird von der Wehrmacht besetzt. Von einer Vorahnung gewarnt und aus Angst vor Vergeltungsmassnahmen für seine 1916 begangene Fahnenflucht, lässt Emil Mathis die Maschinen seiner Meinauer Fabrik ausräumen und bringt sie in Athis-de-l'Orne nach einer langen Rundreise durch Frankreich unter. Mathis flieht in die Vereinigten Staaten und gründet die Firma "MATAM Corporation" (Verbindung von MAThis und AMerika) in Long Island. In weniger als zehn Monaten schliesst die neue Firma ihre ersten bedeutenden Verträge mit der Alliierten Marine ab. Über 220 Millionen FLAK-Geschosse kommen aus den MATAM - Werken. Um diese wirksame Zusammenarbeit anzuerkennen, wird Emil Mathis das berühmte und begehrte "E" der "Navy" verliehen, eine Auszeichnung, die nie vorher einem Ausländer überreicht wurde.
Während dieser Zeit werden die Meinauer Mathis Werke von der deutschen Besatzung betrieben. Sie überholen die vorhandenen Motoren, um später mit der Herstellung von Junkers Flugzeugmotoren zu beginnen. Matford lieferte unter der deutschen Besatzung zudem Ersatzteile für die F917 LKW. Die Frontlenker LKW Matford F917WS und F997WS wurden in größeren Stückzahlen für die Wehrmacht gebaut, diese bemängelte allerdings deren Zuverlässigkeit. Am 10. Juni 1941 wird Matford aufgelöst. Von den USA aus gibt Emil Mathis alle Angaben, die nötig sind um seine eigenen Strassburger Werke zu zerstören. Im zweiten Anlauf werden 1944 die Gebäude von amerikanischen Bombern in Trümmer gelegt.

Bis zum Ende der 30er Jahre war der Plan eine integrierte Ford-Organisation in Europa aufzubauen gescheitert und sowohl Deutschland als auch Frankreich bauten Modelle, die mit den britischen Produkten immer weniger gemeinsam hatten. Es erscheint wie eine Ironie des Schicksals, dass es während des Zweiten Weltkriegs (als die besetzten Werke in Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Dänemark sämtlich von Ford Deutschland kontrolliert wurden) vermutlich eine effektivere Koordination unter den kontinentaleuropäischen Standorten von Ford gab als zu Friedenszeiten. 

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