Ford Pilot
Die französische Ford-Tochter schuf in den 30ern eine kurzlebige Allianz mit dem Unternehmen Mathis aus Straßburg. Dort baute man die Matford V8, für die ein kleinerer 2,2-Liter V8-Motor mit der Bezeichnung "Alsace" (Elsaß) entwickelt wurde. Dieser Motor wurde auch in einigen britischen V8-Modellen verwendet. Nach ersten Testfahrten auf der A13 Richtung Southend wurde im Pilot jedoch der bewährte 3,6-Liter V8 eingebaut. Nur die nun doppelflutige Auspuffanlage wurde etwas verbessert.
Im August 1947 wurde der 585 Pfund teure Pilot (plus 163 Pfund "purchase tax" Steuern) als erster neuer Ford nach dem Krieg vorgestellt - zu einer Zeit, in der die englische Regierung gerade die Benzin Rationierung um zehn Prozent senkte und die meisten europäischen Hersteller an kleine und sparsame Autos dachten. Die ursprünglich für Matford konzipierte, viertürige Karosserie (Typ 62) wurde für den Pilot von Briggs mit einem prägnanteren Kühlergrill und einer auffallenderen Haube (ähnlich dem Prefect) ausgestattet, ähnelt aber immer noch Vorkriegsmodell. Die einem Flugzeug nachempfundene Kühlerfigur erinnert an die des deutschen V8 Modells ab 1937. Nur im ersten Jahr trug das neue Modell die Ford Pflaume, der Legende nach befahl Henry Ford II bei einem Besuch diese zu entfernen, weil ihm der Pilot überhaupt nicht gefiel.
Hydraulische Bremsen vorne (hinten noch per Gestänge), vorne angeschlagene Türen, Krückstock Handbremse, Kunststoff Armaturenbrett in Walnußoptik und die in Amerika als letzter Schrei geltende Lenkradschaltung waren neu und ermöglichten eine durchgehende Sitzbank vorne. Die Starrachsen an Querblattfedern galten jedoch schon zwanzig Jahre zuvor als antiquiert. Serienmäßig gab es auch fest eingebaute, hydraulische Smiths "Jackall" Wagenheber, ausstellbare Windschutzscheibe und per Unterdruck betätigte Scheibenwischer - gegen 36 Pfund Aufpreis dagegen die häufig georderten Zusatzscheinwerfer, Lederpolsterung, eine Clayton Dewandre Heizung und sogar ein Radio mit zwei Lautsprechern.
Pilot Fahrgestelle (E71C) wurden von Karosseriefirmen zu Lieferwagen, Woodies und Fordson Pick-Ups (nur Export) umgebaut. Auch siebensitzige Pullman-Limousinen mit verlängertem Radstand entstanden auf diese Art. König George VI. fuhr als letztes Auto einen von Garner karossierten '51er Pilot "shooting brake" auf seinem Landgut Sandringham Estate. Prinz Charles und Princess Ann sollen auf diesem Wagen das Autofahren gelernt haben. Der von Ford Auszubildenden in Dagenham restaurierte Wagen steht heute im Museum. Die englische Polizei war ein guter Kunde, sie bestand auf schwarzer Lackierung und 12 Volt Bordelektrik (das Serienmodell hatte noch 6 Volt).
Ford Pilot bei der Rallye Monte Carlo 1950
Exportiert wurde der Pilot bis nach Australien (auch dort montiert) und in geringen Stückzahlen als Linkslenker nach Kanada und Südamerika. Sogar im Motorsport konnte er trotz seines Leergewichts von 1.473 kg einige Erfolge erringen, wie z.B. Ken Wharton's Triumphe bei der Tulpen-Rallye, Rallye Lissabon 1950 und der RAC Trialmeisterschaft.
Als Henry Ford II Dagenham 1948 besuchte, ordnete er an unverzüglich alle Weiterentwicklungen dieses Modells zu stoppen. Er hatte erkannt, daß der antiquierte, zu große und mit 16 Litern Verbrauch auch durstige V8 Seitenventiler nicht in das Nachkriegs-Europa mit noch rationiertem Benzin passte. Der letzte Pilot verließ am 29. Mai 1951 das Band und machte Platz für seinen Nachfolger Zephyr.