Die
Geschichte der französischen Ford Frontlenker LKW begann mit dem Sechstonner
Matford F917WS, der ab März 1940 mit zunächst
noch Hufeisen-förmigem Kühlergrill in
Produktion ging. Kriegsbedingt
wurde das französische Werk nahe Straßburg (und somit nahe der
deutschen Grenze) bereits im Herbst 1940 nach Poissy verlegt. Doch mit
Versorgungs-Engpässen, herumstehenden halbfertigen LKW, die in einem
Tunnel bei Saint-Cloud untergestellt waren, blieb dies ein unsinniges
Unterfangen. Erst mit einer Finanzspritze von 220 Millionen Franc
erreichten die Société des Automobiles Ford (SAF) Werke in Bordeaux,
Asnières-Poissy ihr Produktionsziel. Rund 1.200 Matford F917WS
mit 4,5t Nutzlast wurden für die Französische Armee hergestellt. Doch
die
Front kam immer näher: Am 3. Juni 1940 bombardierten deutsche Flugzeuge
Poissy, es kam jedoch zu keinen größeren Schäden. Am 10. Juni wurde der
Befehl zur Demontage gegeben. Auf Booten, LKW und per Bahn wurde alles,
was sich irgendwie demontieren ließ, von Asnières und Poissy nach
Bordeaux transportiert.
Bis
zum Einmarsch der deutschen Truppen wurden rund 1.200 Einheiten fertig.
Das Werk wurde fortan deutscher Verwaltung unterstellt. Matford wird in
einer außerordentlichen Generalversammlung am 30. Juni 1940 wirksam zum
Juni 1941 aufgelöst.
Der stärkere 3,9 Liter Motor kam ab 1941 zur Verwendung, ein 3,2 Tonner
ergänzte das Angebot. Bei der deutschen Wehrmacht waren die französischen Ford
LKW nicht besonders beliebt, sie galten als untermotorisiert und
störanfällig. Die
Wehrmacht bemühte sich um Rationalisierung und Vereinheitlichung. Ab
Februar 1943 wurde in Poissy der Bau des eigenen LKW zu Gunsten des
Kölner Typs eingestellt. Die Qualität blieb jedoch schlecht. LKW Teile wurden nach Köln geschickt um die dortige LKW
Fertigung am Laufen zu halten.
1941
entschied die Vichy-Regierung eine Ford Gesellschaft in Nordafrika zu
errichten. Im algerischen Oran wurde Land erworben um dort ein
Montagewerk zu bauen. Mit dem Einmarsch der Alliierten in Algerien und
Marokko wurden diese Pläne 1942 wieder aufgegeben. Ob dort jemals
Fahrzeuge montiert wurden ist fraglich.
Am 26.-28.
August 1944 wurde Poissy nach zwei Artilleriegefechten auf dem
Werksgelände befreit. Zuerst mußte die Belegschaft die zerstörten
Werkshallen und die Seine-Brücke reparieren. Nach
der Befreiung Frankreichs wurde die Produktion dort wieder auf zivile
Bedürfnisse umgestellt. Ab Ende 1945 konnten neben den französischen
Ford LKW (F198 und F598) auch englische Modelle T598 geliefert werden.
Ein ziemliches Durcheinander also, nachdem es vormals unter deutscher
Verwaltung gelang Fords Typenvielfalt europaweit zu straffen.
Auf
dem Pariser Automobilsalon im Oktober 1949 wurde der neue
Ford Cargo F798WM mit fünf Tonnen Nutzlast präsentiert. SAF Chef
Dollfus brachte von
seinen Reisen aus Detroit Pläne für einen Diesel-LKW
mit: Neben dem trinkfreudigen
"Flathead"-Benziner konnte nun auch ein in Lizenz gebauter
Hercules-Diesel sowie zwei Radstände angeboten werden. Die mit
charakteristisch verripptem Führerhaus von Karosseriebauer Fernand
Genève ausgerüsteten LKW verkauften sich gut, und waren auch im damals
noch unter französischer Verwaltung stehenden Saarland weit verbreitet.
Doch der Diesel kam viel zu spät, der Bedarf an neuen LKW war
bereits gedeckt. Hispano-Suiza lieferte Gussteile für die Motoren,
Arbel und Lobstein LKW-Rahmen, Fernand
Genève die Instrumentenbretter. 1951
erteilte das Verteidigungsministerium einen Großauftrag über 2.000 LKW
mit 6x6 Allradantrieb. Dieses Modell musste jedoch erst noch entwickelt
werden. Als Übergangslösung lieferte Poissy 560 Benzin-Lastwagen.
Doch mit den Sparplänen im Jahr 1952 zog die Regierung ihren Auftrag
zurück und kaufte nur ganze zehn LKW. Ford Frankreichs neuer Chef
Lehideux feuerte sofort einige hundert Arbeiter.
1951
ergänzt eine Diesel Sattelzugmaschine (Typ 9 FOY WH) und seit 1956
der für das Militär entwickelte LKW mit Kühlerschutzgitter und
Faltverdeck
(a.W. auch als Marmon-Herrington 4x4, Typen F569 bzw. F594) die LKW
Palette aus Poissy. 14.465 Allrad LKW und 9.725 4x2 LKW wurden dann doch noch an die
Armee geliefert.
Ab 1950 kam es immer wieder zu
gewalttätigen Streiks im Werk. Natürlich sah man in Detroit nicht
tatenlos zu. Radikale Maßnahmen wurden angeordnet, doch insgeheim
suchte Ford schon einen Käufer für das Werk. Am 4. Juli 1954 übernahm
SIMCA Poissy. Zunächst hielt Ford noch 18% der Anteile, stoß diese aber
1958 ab. Die Cargo LKW wurden unter dem SIMCA Markennamen
weitergebaut. Mit einem UNIC Vierzylinder Diesel wurden die LKW als
UNIC ZU 1958 bis 1960 angeboten.
Aber
auch nach Einstellung der Ford LKW Produktion in Frankreich und
Deutschland war der gute, alte Ford Seitenventil V8-Motor immer noch
nicht tot. Die französische Armee suchte einen kleinen,
geländetauglichen LKW, der dem deutschen UNIMOG Paroli bieten konnte.
Doch keine französische Automobilfirma hatte so ein Fahrzeug im
Lieferprogramm. Daraufhin wurde der SUMB entwickelt (die Abkürzung
steht für
SIMCA-
UNIC,
Marmon-Herrington und
Bocquet): SIMCA lieferte
den durstigen Seitenventil V8 Benziner, UNIC das Fahrgestell,
Marmon-Herrington den Allrad-Antrieb mit Pont à Mousson Viergang
Schaltgetriebe plus Geländeuntersetzung samt Portalachsen und Bocquet
den Aufbau. Von 1964 bis 1973 wurden 6.976 an die französische Armee
aufgeliefert und später auf modernere Renault Turbo-Diesel
umgerüstet.