Ford Cadiz
Am 2. Juni 1920 wird die Ford Motor Co. SAE mit einem Startkapital von 500.000 Peseten gegründet. In dem Bestreben, ein neues Werk für die Belieferung der südeuropäischen Märkte zu bauen, schlug Ford die Errichtung einer neuen Fabrik in Bordeaux vor. Die französischen Behörden zeigten sich nicht kooperativ, und so wurde statt dessen ein Montagebetrieb in Santa Maria, dem Freihafen der spanischen Stadt Cadiz, eröffnet - in einer ehemaligen Weinbodega. Man beginnt am 4. April 1920 mit der Montage von T-Modellen, TT-Lkws und Fordson Traktoren. Im ersten Jahr sollen 2.000 Fahrzeuge, die zerlegt in Kisten aus USA geliefert wurden, gebaut werden, im zweiten schon 5.000. Doch diese Zahlen wurden nie erreicht, hohe Abgaben und Streiks minderten den Ausstoß, das Werk blieb aber dennoch profitabel. Ein T-Modell kostete in Spanien damals viereinhalb mal soviel wie in Detroit (4.700 - 6.200 Peseten), war aber immer noch viel preiswerter als die heimischen Hispano-Suiza.
Modell-Y "Forito" als Preis für die Miss Espana 1932
1922-24 bauten die Brüder Vizcaya aus Caldas de Estrach bei Barcelona ihren Otro-Ford (anderer Ford). Das Fahrgestell basiert auf dem T-Modell, wurde aber verlängert und wies eine andere Karosserie auf um den Wagen moderner wirken zu lassen. Die Inspiration dazu könnte der englische Maiflower T-Umbau gegeben haben.
Bereits 1923 verlagert Ford die Fertigung nach Barcelona in die Avenida Icària, da es in Cadiz immer wieder zu Streiks und Qualitätsproblemen gekommen ist. 1924 beträgt der Fließband Ausstoß rund 100 Fahrzeuge täglich bei 350 Mitarbeitern. Man montiert LKW, Busse und Traktoren, aber auch zerlegte A-Modelle und ab 1932 Y-Modelle. 1929 wird die Firma in eine Aktiengesellschaft unter dem Namen "Ford Motor Ibérica SA" umgewandelt. In den späten 20er Jahren hatte Ford die Führung auf dem spanischen Automobilmarkt übernommen, inländische Hersteller hatten nur noch verschwindende Marktanteile. 1935 erreicht Ford in Spanien 30% Marktanteil, dabei kam rund die Hälfte eines Ford aus heimischer Produktion. Exportiert wurde nach Portugal, Italien, Nordafrika, Gibraltar, sowie den zu Spanien gehörenden Inseln im Atlantik und Mittelmeer. Als "Modelo 10" montierte man einen Zwitter mit einer deutschen Eifel Ambi-Budd Karosserie auf einem englischen Model CX Fahrgestell. 1936 entscheidet man sich zum Bau eines neuen Werks im Freihafen von Barcelona. Nur zwei Wochen nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs wurde die Fabrik von regierungstreuen Republikanern besetzt und hielt sich mühsam über Wasser, bis Barcelona 1939 von Francos nationalistischen Truppen eingenommen wurde.
Ebro C-Serie
In
der
Zeit zwischen dem spanischen Bürgerkrieg
und dem Zweiten Weltkrieg nimmt man die LKW Fertigung trotz
Materialknappheit
wieder auf, auch Ersatzteile werden geliefert um Vorkriegsfahrzeuge
fahrbereit zu halten. Franco mochte Ford jedoch nicht, da Ford ihn im
Gegensatz zu GM und Chrysler während des Bürgerkriegs nicht
unterstützt
hatte. Allerdings wurden knapp 6.000 englische Ford während des
Bürgerkriegs über Portugal in das besetzte Spanien
verschifft
und ein Ford LKW diente Diktator Franco im Krieg als rollende
Kommandozentrale.
Nach Kriegsende nahm Ford die LKW Produktion in bescheidenem Umfang
wieder auf, erzielte aber nur Verluste bis die neue Marke "Ebro" für
Nutzfahrzeuge und Traktoren
gegründet wurde. Nun baute man den englischen Fordson
Thames LKW
als Ebro 7V in Lizenz, anfangs noch mit komplett aus England
angelieferten Teilen. Das Ford Werk in Dagenham liegt an der Themse,
Köln am Rhein und Barcelona am Ebro - ein sehr passender Markenname also.
Nachfolger
werden die Ebro B-35 und B-45 mit kleineren Rädern
und einer kürzeren Schnauze. Die Serien D und E
hatten dann schon eine Kippkabine.
Im Mai 1954 wird der Betrieb verstaatlicht, Ford verkauft seine
spanischen Betriebe an Motor Iberica, hält aber bis 1965 über Ford
England die Beziehungen aufrecht.
Ebro Diesel mit Ford Lizenz
FADISA, ein Betrieb der Produkte von Alfa-Romeo, AVIA, Perkins, AISA in Lizenz, aber auch SIATA Lieferwagen und Jeeps unter der Marke VIASA-EBRO baut, wird erworben. 1966 erwirbt der kanadische Massey-Ferguson Konzern 32% der Anteile und beginnt mit der Montage von leichten Nutzfahrzeugen. 1979, auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise, tritt Massey-Ferguson seine Motor Ibérica Anteile an Nissan ab. 1981 kontrolliert Nissan 55% der Anteile und beginnt in Spanien mit dem Bau des Patrol Geländewagens und dem Vanette Lieferwagen. Die Landmaschinen Sparte wird abgestoßen und fungiert unter "Ebro Kubota" weiter. 1987 wechselt die Firma erneut den Namen zu "Nissan Motor Ibérica SA". Fahrzeuge werden immer noch in Barcelona gebaut. Zu ihnen gehörte auch der 1993 vorgestellte Ford Maverick Geländewagen, ein Nissan Terrano I mit Ford Pflaume.
1976 wird in Almussafes bei Valencia ein komplett neues Werk gebaut und die Produktion des Fiesta aufgenommen. Hier liefen neben Kuga, Mondeo, S-MAX, Galaxy und Transit Connect vom Band. Ende der 70er Jahre wird auch Cadiz wieder ein Standbein, von dort wurden zeitweilig elektrische Komponenten geliefert. 2024 wird das Büro in Madrid aufgelöst und nach Valencia verlegt.