Ford - Australien Falcon

Baujahre: 1960 - Oktober 2016, Stückzahl fast vier Millionen aus dem Werk in Campbellfield

Ford Falcon XK
Ford Falcon XK

Bereits im Jahr 1904 wurde ein Ford A nach Australien exportiert. 1924 bereist eine kanadisch Ford Delegation Australien und befand, daß es günstiger wäre eine zentrale Ford Niederlassung zu gründen, statt mehrere selbständige Imporeure zu beliefern. Es wurden darufhin sogar zwei Niederlassungen gegründet: eine in Geelong kümmerte sich um die Aufbauten, eine zweite sollte sich um die Werke und den Vetrieb kümmern.Ford erwarb Grundstücke in Granville nahe Sydney, Brisbane, Adalaide und Fremantle. Am 31. März 1925 wird die Ford Motor Company of Australia gegründet und beginnt als dort erster größerer Kfz-Hersteller mit der Montage von T-Modellen in Geelong nahe Melbourne. Am 31. März 1936 wurde ein neues Werk in Homebush eröffnet, das bis September 1994 im Betrieb blieb.

In den 50er Jahren montiert man Modelle aus Kanada und England, beide wie Australien Commonwealth Mitglieder. Schon 1951 wurden Pläne geschmiedet in Australien auch Motoren, Getriebe und Achsen zu bauen. Bis 1955 verstaubten diese Pläne im Regal. Dann begann Ford mit der Entwicklung eines eigenständigen Zephyr, statt wie bis dahin üblich zerlegte Fahrzeuge aus Dagenham/GB zu montieren.
Aber 1958 entschied der damalige Direktor von Ford Australien, Charles Smith, daß dieses Fahrzeug für den australischen Markt nicht geeignet ist. Er bevorzugt den Falcon, der gerade in Nordamerika entwickelt wird. 28 Millionen Dollar wurden in die Fertigung investiert, weitere 27 Millionen in die Werkzeuge. Die Reihen Sechszylinder Motoren kommen aus Geelong.

Im September 1960 wird der Falcon XK in Australien als "Compact Car" vorgestellt. Dieser Typ ähnelt genau wie der Nachfolger XL noch stark der kanadischen Version, nur das Lenkrad ist natürlich auf der rechten Seite. Nun konnte man auch dem Erzrivalen Holden (GM) die Stirn bieten. Doch die Falcon hatten mit Vorderachsproblemen zu kämpfen, da nach der Ablehnung des Zephyr Modells keine Zeit für eine Anpassung des Falcon an die heimischen Bedingungen möglich war. Nach nur sieben Monaten Bauzeit musste Ford die Falcon in Australien zurückrufen und mit verstärkten Kugelgelenken nachrüsten.
Auch das amerikanische Styling kam auf dem fünften Kontinent nicht gut an. Besonders der Squire Kombi im Woodie-Look stieß trotz bereits serienmäßiger Sicherheitsgurte auf wenig Gegenliebe.
Erst der XM aus dem Jahr 1964 kann als echter australischer Ford gelten. Fahrwerk, Bremsen, Auspuff und Motorhalterungen wurden den Straßenverhältnissen im Outback angepasst. Der Fairmont brachte es zwischenzeitlich auf einen Anteil von 50% heimischer Teile, während Angila, Prefect, Consul und Zephyr weiterhin als CKD Bausätze aus England angeliefert wurden.
Mit fünf XP Modellen fährt man 1965 auf dem Ford Testgelände You Yangs in neun Tagen einen 70.000 Meilen Dauertest um die Bedenken der Kunden zu entkräften. Im gleichen Jahr wird der Falcon auch zum australischen Auto des Jahres gekürt. Die Futura Version entfällt nun zu Gunsten des Fairmont mit Scheibenbremsen vorn.

Ford Falcon XR
Ford Falcon XR

Der größere XR Falcon kommt 1966 auf den Markt. Erstmals auch als GT. Wie seine Nachfolger XW und XY nun auch mit starken V8 Motoren.
1971, mit der Vorstellung des XA, wird der australische Falcon ein völlig eigenständiges Fahrzeug, da die Amerikaner mittlerweile die Produktion eingestellt haben.
Schon drei Jahre zuvor reisten Designer in die USA und arbeiteten dort im Sommer 1968 an einem Falcon Tonmodell. Der Entwurf beeindruckte Detroit so, daß man das OK für ein eigenes Design-Center im australischen Broadmeadows gab. Nach der Ölkrise Anfang der 70er Jahre gab es auch Überlegungen einen sparsamen Vierzylinder Falcon anzubieten. Prototypen wurden schon getestet, doch wurde dieses Projekt nach dem Debakel des Vierzylinders vom Hauptkonkurrenten Holden schnell auf Eis gelegt.

Ford Falcon XC Cobra
Ford Falcon XC Cobra

Mit Scheibenbremsen rundum beim XB und XC Modell sowie 4-fach Vergaser trumpfte der "Cobra" auf. Im renommierten Bathurst Rennen 1977 konnten Allan Moffat und Colin Bond die ersten beiden Plätze belegen. 

Der XD und die danach bis heute gebauten Falcon sind völlig neu von den Australiern entwickelt worden - er gilt als weltweit erstes Großserienfahrzeug mit Kunststoff Benzintank. Typisch für down-under auch der "Ute", ein Pick-Up auf Falcon Basis. Die Idee zu diesem ur-australischen Fahrzeug Typ hatte 1934 der Ford Ingenieur Lewis Brandt. Er verband das Vorderteil einer Ford V8 Limousine mit dem Heck einer Blechpritsche samt Heckklappe. Diese Pick-Up waren die ersten Modelle, die in Geelong vom Band liefen.

Auf Falcon Basis entstanden neben einem Hochdach Lieferwagen so auch von Ford Australien angebotene Camping Fahrzeuge wie der "Sundowner" oder "Overniter".
Es gab sogar Erwägungen den Falcon als Ersatz für den ausgelaufenen Scorpio in Europa anzubieten. Jedoch einzig auf der englischen Insel wurden die Falcon als Leichenwagen und Stretchlimousinen von Coleman-Milne vermarktet, ein weiterer Importeur hatte sich dort auf den "Ute" spezialisiert. Ansonsten blieb zeitweise Süd-Afrika einziger Exportmarkt außerhalb der australischen Nachbarstaaten.

Ford hat jedoch im Oktober 2016 die Fertigung in Australien aufgegeben und damit die Geschichte des Falcon und der typisch australischen Utes beendet.

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