Ford G398 SSM 'Maultier'

Baujahre: 1942-1944, Stückzahl insgesamt 13.952 aus den Werken in Frankreich (1.000 Stück), Amsterdam und Köln, Umbauten auf US-Ford Basis im finnischen Ford Werk
Motor: 3,6 Liter Achtzylinder Seitenventil V8 Benzinmotor mit 95 PS (83 PS Dauerleistung), Wasserumlaufkühlung mit 2 Pumpen
Kraftübertragung: 4-, später 5-Gang Getriebe; Kettenantrieb
Masse: Nutzlast 2.000 kg, zulässiges Gesamtgewicht 5.860 kg

Ford Maultier
Die schwierigen russischen Geländeverhältnisse erforderten bei der Wehrmacht ein Fahrzeug, das im Gegensatz zu normalen Radfahrzeugen eine bessere Geländegängigkeit besaß. Dazu wurde in einem "Schnellprogramm" erwogen die Masse der vorhandenen 3t LKW mit einem Halbkettenlaufwerk auszurüsten, das von der Waffen-SS entwickelt wurde. Dabei behalf man sich ursprünglich mit einem erbeuteten Kettenantrieb des englischen Carden-Loyd Universal Carriers. Ähnliche Versuche mit Ford LKW sind auch aus Australien bekannt.

Diese Entwicklung stand unter dem Namen "Maultier". Die offizielle Bezeichnung lautete "Gleisketten-Lastkraftwagen 2t, offen" (Maultier, Sd.Kfz. 3b). Umgebaut wurden bei Opel Fahrzeuge des Typs 3,6-36, bei Klöckner-Humboldt-Deutz AG der Typ S3000 und bei Ford der G398TS (V3000S). Die Firmen bauten diese nun mit den eigenen Fahrerkabinen. Auch die französische Automobilindustrie hatte sich an der Produktion zu beteiligen, so z.B. das Ford Werk in Asnieres. Bei DAF in den Niederlanden entwickelte man sogar einen Prototyp mit angetriebener Vorderachse, den die Wehrmacht aber als zu kompliziert für die Ostfront ablehnte. Umbauten auf Basis von Ford Beutefahrzeugen sind auch bekannt.  Die unterschiedlichen Versionen kann man u.a. an der Form der Kettenräder identifizieren.
Insgesamt wurden 1942 635 solcher Fahrzeuge gebaut, 1943 waren es 13.000 und 1944 7.310. Darunter auch einige Sanitätskraftfahrzeug (SanKra) mit Einheitskoffer-Aufbau für die Sanitätskompanien an der Ostfront.

Die Fahrzeuge wurden von Köln aus per Eisenbahn zunächst ohne Kettenantrieb ausgeliefert, dieser wurde dann bei den Moorburger Trecker Werken nachgerüstet. Da die Produktionsfläche in Moorburg nicht  ausreichte, erweiterte man den Betrieb in Hamburg-Harburg. Als Fliegerangriffe auf Hamburg und Moorburg 1943 zunahmen, suchte man nach einem weiteren Ort, um die Produktion dorthin zu verlagern. In Sprötze, einem Dorf in der Nordheide, wurde man fündig und errichtete einige Maschinenhallen. Bis zum Ende des Krieges wurde immer mehr Produktion nach Sprötze verlegt.

Das Kettenlaufwerk wurde mehrfach modifiziert. Es bestand zudem die Möglichkeit vorhandene 3-Tonner in Maultiere mit nur 2 t Nutzlast umzubauen. Ähnliche Umbauten sind auch in den von Köln aus kontrollierten Ford Werken in den Niederlanden, Frankreich und Finnland vorgenommen worden. Die Finnen nutzen dazu amerikanische 1940er Ford, die mit russischen Kettenlaufwerken gekreuzt wurden.

Im Feld bewährten sich die nur 38 km/h langsamen Maultiere nicht, denn viele Fahrzeuge blieben mit Schäden an der Kraftübertragung liegen. Die Lenkung war äußerst einfach im Aufbau: bei weiten Kurven reichte die Vorderradlenkung; bei engen Kurven und im Gelände mußte der Fahrer einen der beiden Handbremshebel (der per Seilzug auf die rechte bzw. linke Antriebsradbremse wirkte) "vorsichtig anziehen", etwas Gas geben und "das Lenkrad in die für die Kurve erforderliche Stellung bringen".
Einige Fahrzeuge des Typs "Maultier" wurden mit der 2-cm Flak 38 ausgestattet und zum Truppenluftschutz verwendet. 300 Fahrzeuge wurden mit einem leichten Panzeraufbau versehen und erhielten den 15 cm Nebelwerfer-Zehnling 41. Der Rohrsatz auf dem Panzerwerfer war um 360° schwenkbar. Ohne Werfer-Aufbau wurden etwa 90 Fahrzeuge als Munitionsträger für die Werfer verwendet.
Eine 4,5 t Version wurde von Daimler-Benz entwickelt, welche unter einem 4,5 t S-LKW ein Panzers II Fahrgestell montierten. Die Höchstgeschwindigkeit dieser Fahrzeuge betrug 20-25 km/h. Die ersten 40 Fahrzeuge wurden im August 1943 ausgeliefert, insgesamt wurden 1.480 Stück produziert.

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