Die ersten Automobile rollten Anfang des 20. Jahrhunderts über die Straßen von Singapur, das damals noch zur britischen Kolonie Malaya zählte. 1909 wird der erste Ford, ein Modell-N, im heutigen Malaysia verkauft. Die meisten Fahrzeuge stammten aus englischer Produktion, ab 1921 wurden auch amerikanische Marken in größerem Umfang angeboten.
Dodge & Seymour, eine Handelsfirma mit Sitz in New York, kümmerte sich ab 1911 um den Verkauf kanadischer Ford in Indien, Sri Lanka, Thailand, Burma, Niederländisch Ostindien, Borneo, Malaya und sogar Aden. 1911 trafen V.A. und Henry T. Dodge mit einem Modell-T Vorführwagen in Malaya an. Sie verkauften zwölf Wagen an die australische Firma Wearne & Company, die sie in Perak absetzen sollten. Gadelius & Company sowie Paterson, Simons Company Ltd in Penang übernahmen den Verkauf in im übrigen Land.
Gadelius,
eine schwedische
Firma, schaltet 1909 eine erste Ford Annonce in Singapurs wichtigster
Tageszeitung
Die damals hohen Kautschuk- und Zinnpreise sorgten für eine große Kaufkraft und entsprechende Nachfrage. Wearne hatte seine zwölf Autos schnell an den Mann gebracht und durfte danach Singapur und Malaya exklusiv mit sechzig Ford pro Jahr beliefern. Ford bemühte sich auch um gute Beziehungen zu der von Chinesen betriebenen United Motor Works Ltd (UMW). Sie begannen ab 1916 Ersatzteile für das T-Modell an die chinesische Bevölkerungsmehrheit zu vertreiben. Alle Firmen hatten auch andere Fahrzeughersteller im Programm.
Zu dieser Zeit besaß
Ford Kanada die
Vertriebsrechte
für den kompletten Commonwealth. Nach Gründung von Ford Africa
im Jahr 1923,
Ford Australia 1925 und Ford India 1926 wurde im gleichen Jahr auch die
Ford
Motor Company of Malaya Limited gegründet. Ford Malaya sollte
Ford,
Lincoln und Fordson
in die nicht-britisch kontrollierten Länder Südostasiens, wie
das niederländische Ostindien oder Thailand exportieren.
Dazu wurde in Singapur 1926 ein
Montagewerk eröffnet, das zunächst nur die Räder
montieren und
die Autos aufpolierte musste. Erst ab 1930 wurden dort teilzerlegte Fahrzeuge wieder zusammengebaut.
Ford
Modell A in Indonesien
Ab 1933 bevölkern über sechzig schwarz-gelbe, englische 8HP Ford Taxen die Straßen von Singapur und ersetzen die Rikschas. Auf der Handelsmesse 1936 präsentierte man neue Modelle wie den beliebten Ford V8, immer noch zerlegt aus Kanada angeliefert. Vor dem Krieg exportierte Kanada rund die Hälfte der gebauten Ford an seine Tochterfirmen in Südafrika, Neuseeland, Australien, Indien und Malaya.
Die große
Nachfrage bewog Ford Singapur
1941 zum Umzug in das größere Werk Bukit Timah. Im
Oktober verließen
die ersten Autos die neuen Hallen zu den 250 Ford Händlern im
Land.
Doch schon zwei Monate später brach der Zweite Weltkrieg auch
in Asien
aus.
Singapur war damals
größter
britischer Marinestützpunkt in Asien. Nach der Besetzung der
Mandschurei
durch die Japaner wurde der Hafen weiter zum "Gibraltar des Ostens"
ausgebaut. Die Royal Air Force ließ im Ford Werk
Tragflächen für ihre Flugzeuge montieren.
Ab Dezember 1941
stieß die japanische
Marine ausgehend von Indochina weiter gen Westen vor. Die kaiserliche
Luftwaffe
begann mit der Bombardierung Singapurs. Im Januar 1942 landeten
japanische
Truppen in Singapur und erreichten am 11. Februar die strategisch
wichtigen
Anhöhen von Bukit Timah, wo sie am 13.2. die Ford Fabrik zum
ihrem neuen
Hauptquartier machten.
Nach schweren Gefechten mit
großen
Verlusten auf beiden Seiten unterzeichnete der britische
Oberkommandierende
Generalleutnant Arthur E. Percival am 15. Februar, dem chinesischen
Neujahrstag,
vor General Yamashita die Kapitulationsurkunde im Ford Konferenzraum.
Ford
Werk Bukit Timah in den frühen 40er Jahren
Während der japanischen Besatzung 1942-1945 werden in Bukit Timah Toyota und Nissan LKW gebaut. Kurz vor Kriegsende sollen sich viele japanische Soldaten in Bukit Timah durch Hara-Kiri der Gefangenschaft entzogen haben.
Erst im April 1947 nahm Ford Malaya die Produktion nun englischer Ford Modelle in Singapur wieder auf. 1948 beschloss die Regierung in Singapur ein Einfuhrverbot von PKW mit mehr als 20 Steuer-PS. Der Marktanteil der großen Ford sank darauf stark ab. Ford konnte im Kleinwagen Segment nicht mithalten. 1954 reagierte man mit der Einführung kleinerer Modelle wie Anglia und Prefect. Der Verkauf verbesserte sich, auch als 1956 die Mark II Consul, Zephyr und Zodiac montiert wurden. Doch 1967 kam mit der Unabhängigkeit der Föderation Malaya das Ende für die Ford Produktion im mittlerweile Stadt-Staat Singapur, obschon noch Ende der 70er Jahre Pläne für eine Fertigung von 4.000 Ford jährlich vorlagen, die aber nie erreicht wurden. Nach Einstellung der Fahrzeug- und später Traktorenproduktion 1980 blieben die Hallen in Bukit Timah lange Zeit leer. Ein paar Reifenhändler nutzten sie zeitweilig als Lager. Dennoch sind die Gebäude bis heute fast unverändert erhalten geblieben und dienen einem Museum, das an die japanische Besatzung erinnert.
1968 kommt es zu einem Jointventure mit der "Universal Cars and Associated Motor Industries of Malaysia", wieder eine Tochterfirma der Wearnes Brothers Ltd. Zwei Jahre später werden die ersten Ford in Malaysia gebaut. 1981 wird ein Vertrag mit Pernas Siam Darby unterzeichnet, sie übernehmen 49% der Anteile. Mit Cycle & Carriage Bintang baut man zusammen Mercedes-Benz PKW und Land-Rover Modelle. Später verlassen auch BMW, Suzuki, Mazda, Jeep Cherokee, Proton, TATA und Scania die Fertigung in Kuala Lumpur. Heute arbeiten noch rund 600 Mitarbeiter für Ford im Werk Shah Alam.
Ford besitzt mittlerweile in den Philippinen, Vietnam (Joint-Venture in Haiduong mit Song Cong Diesel seit 1995), Thailand, China, Taiwan und Indien eigene Werke im südostasiatischen Raum. Importeur für Singapur ist heute Regent Motors, in Malaysia Sime Darby AutoConneXion.