Henry Ford mit Sohn im Modell N Runabout
Das Modell N wurde auf der New Yorker Auto Show im Januar 1906 vorgestellt und im Juli begann man mit der Auslieferung. Es war Fords erstes richtig preiswertes Fahrzeug und wurde schnell zum bestverkauften Automobil Amerikas. Ursprünglich wurde es für nur 500 $ verkauft, aber bis 1907 stieg der Preis auf 600 $. In England kostete der Wagen immerhin 165 Pfund, in Deutschland 3.900 Mark.
Fords Werbespruch lautete: "Just Automobile
- All Automobile". Es war kaum mehr als ein Motor und eine Sitzbank
auf vier Rädern. Einzig das Bootsheck galt 1906 als recht modern. Serienmäßig gab es nur zwei Lampen an
der Stirnwand, eine Rückleuchte und eine Hupe. Alles andere wie Hauptscheinwerfer
und Verdeck kostete Aufpreis.
Auf Grund des niedrigen Gewichts von nur
rund 480 kg ließ es sich mit den ca. 15 PS recht einfach bewegen und erreciht rund 60 km/h.
Selbst Steigungen erklimmt man meist im hohen Gang. Hauptzielgruppe
waren Ärzte, denen Ford in Anzeigen versprach, daß sie mit
seinem Auto dreimal so viele Patientenbesuche abstatten könnten
wie mit einer Buggy-Kutsche.
Die Räder werden von schmalen Kotflügeln abgedeckt. Seitlich ist jeweils eine Trittstufe zum Einsteigen angebracht. Die Vorderachse kommt der des späteren T-Modell bis auf die Federaufnahme schon recht nahe. Allerdings wurde noch kein Vanadium Stahl verwendet. Die Blattfeder ist quer angeordnet und baugleich mit der der ersten T-Modelle. Die Artillerieräder Hochdruck-Bereifung misst 28x3" rundum. Erstmals wurden hier übrigens Reifen von Henry Fords Freund Harvey Firestone verwendet, die Kunden bevorzugten aber die einfacher zu beschaffende "Clincher" Bereifung. Firestone mußte die Produktion umstellen und ignorierte das Patent seines Konkurrenten.
Hinter
der runden Messingscheibe unterhalb der
Anlasskurbel verbirgt sich eine komplizierte Wasserpumpe. Sie wird mit
Zahnrädern von
der Kurbelwelle angetrieben. Zwei dicke Messingrohre führen direkt
zu den Zylindern. Solange der Motor läuft funktioniert das ganz gut,
doch wenn man den Motor abstellt fängt der Kühler schnell an
zu kochen. Der Motor der Modell N unterscheidet sich
noch stark von dem des T. Die paarweise gegossenen Sackzylinder ohne
abnehmbaren Zylinderkopf wurden mit einem Aluminium Kurbelgehäuse
verschraubt. Motor- und Getriebegehäuse bilden eine Einheit. Abnehmbare
Ein- und Auslaßkrümmer sowie der Vergaser sind auf der linken Seite
angeordnet um Platz für die
Lenksäule zu lassen.
Das Schwungrad befindet sich vorne am
Motor und dessen eingegossenen Flügel sollen gleichzeitig für
Luftdurchsatz
im Kühler sorgen.
Geschmiert wird der Motor von Spritzöl,
das schnell überall herausleckt. Ein Öler auf der rechten Seite
sorgt für Nachschub. Überdruck im Auspuff wird durch eine Kupferleitung
in den Öler geführt und das Öl dann über zwei Ausgänge
in das Kurbelgehäuse und das Getriebe gespritzt.
Die Achillesverse des Motors ist wie bei
vielen Wagen aus dieser Zeit die Zündung. Der sog. 'Timer' für die Batterie-Spulenzündung liegt unzugänglich
hinten an der Nockenwelle zwischen Motor und Getriebe. Direkt daneben liegt
auch noch der Auspuff. Um ihn zu warten muß man Hinterachse und Getriebe
ausbauen.
Bis zum A-Modell 1928 besaßen alle Ford ein Planetengetriebe. Beim Modell N ist es noch offen und somit dem Straßendreck direkt ausgesetzt. Geschaltet wird mit einem Hebel (hoher und niedriger Gang) und mit einem Pedal (vorwärts/rückwärts). Beide wirken auf die Bremsbänder der Planetenräder. Diese Mechanik ist recht kompliziert. Geschmiert wird mit zähem Fett, das in zwei Messingstopfen gefüllt werden muß. Hergestellt wurde das Getriebe von Fords Geschäftspartnern John und Horrace Dodge. Das komplette Getriebe wiegt rund neun kg.
Der Vierzylinder bot ein erstaunliches Preis-Leistungsverhältnis; er wurde in Großbritannien auf clevere Weise vermarktet, indem man das Auto als viersitzigen Tourenwagen und als Coupé-Karosserie anbot, um seine Attraktivität für britische Autofahrer zu steigern (das Modell war in Amerika nur als Zweisitzer-Aufbau erhältlich).
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