Als Sohn eines Bauern war Henry Ford natürlich an der Landwirtschaft interessiert. Schon 1907 baute er zusammen mit dem Ungarn Jozsef Galamb seinen ersten Traktor Prototypen ("Automobil-Pflug"). Bis 1915 konzentrierte Ford sich jedoch auf die Produktion des Modell T.
Als
Großbritannien im Ersten
Weltkrieg durch die deutsche U-Boot-Blockade in arge
Versorgungsengpässe
geriet und bei den ständig geringer werdenden
Lebensmitteleinfuhren die eigene Landwirtschaft in Schwung bringen
mußte, aber unter einem
großen Mangel an Arbeitskräften und -tieren litt und nicht
selbst
schnell genug Maschinen produzieren konnte, war der Bedarf an
importierten
Zugmaschinen so groß, dass amerikanische Traktoren wie der
"Titan"
und der "Waterloo Boy" diesen nicht decken konnten.
Diese Chance nahm der amerikanische Automobilkönig
Henry Ford wahr und bot der britischen Regierung seine Hilfe an: Er versprach
zu einem günstigen Preis innerhalb kürzester Zeit 6.000 Traktoren
nach England zu liefern und baute eigens dafür binnen weniger Monate
ein neues Werk an der Ecke Michigan Avenue und Brady Street auf.
1917 wurde die Firma "Henry Ford &
Son" gegründet und die Serienfertigung begann.
Der Name Fordson entstand, nachdem sich
der ursprüngliche Aufsichtsrat der Ford Motor Company gegen den Bau
von Traktoren aussprach. Erst mit der Übernahme aller Anteile im Jahr
1920 durch Henry Ford wurde die Schlepper- in die Automobilproduktion
in die Ford Motor Company integriert, der Name "Fordson" wurde aber noch lange für Schlepper und Nutzfahrzeuge verwendet.
Im April 1917 erging der Auftrag der britischen Regierung an Ford, und bereits im April 1918 lieferte Ford. Dies war die Geburtsstunde der preisgünstigen Schlepper Massenanfertigung und des "Fordson Modell F": Bis 1920 wurden weltweit 162.666 Traktoren dieses Modells produziert, von 1921 bis 1925 394.842 und von 1926 bis 1930 noch einmal 214.956. Dreiviertel aller neu zugelassenen Traktoren in den USA waren "Fordsons". 1919 begann die Produktion in Irland, zuerst noch mit Hercules Motoren, später erfolgte dann die Umstellung auf Ford Motoren.
Fords
Mitarbeiter Eugene Farkas hatte die Idee die tragende
Struktur aus Gusseisen zu fertigen, anstatt einen separaten Rahmen zu
benutzen. Nachdem sich dieses Konzept bei fünfzig Prototypen im landwirtschaftlichen Einsatz bewährt hatte, konnte die Serienfertigung
dieser bis heute gültigen Konzeption beginnen. Mit Motor und
Getriebe als tragendem Element konnte man einen recht leichten
Schlepper (ca. 1.100 kg) konstruieren. Diese Bauweise war auch
besonders gut für große Stückzahlen geeignet, was wiederum niedrige
Kosten bedeutet. Durch seine Riemenscheibe war der Fordson auch als
Stationärmotor zum Antrieb von Maschinen verwendbar. Außerdem konnte er
als Zugmaschine für Ackerwagen und Geräte eingesetzt werden. Andere
Hersteller waren derweil im Glauben, daß "größer" und damit auch
"schwerer" automatisch auch "besser" bedeutet.
Zuerst gab es
noch keine Gummibereifung. Kotflügel mit integrierten Staukästen gab es
bei den in USA gebauten Modellen ab 1924 gegen Aufpreis. Die
anfällige Summerzündung wurde vom Modell T übernommen, viele wurden
jedoch später auf Magnet- oder Batteriezündung umgerüstet.
Eine weitere
Innovation aus den USA, die den Traktor erst zu einer nahezu perfekten
Zugmaschine in der Landwirtschaft machte, sich aber dennoch in
Deutschland erst nach 1945 durchsetzte, ist die Dreipunktaufhängung.
Vom Iren Harry Ferguson entwickelt und seit 1922 an den
"Fordson"-Traktoren serienmäßig angebracht, übertrug sie die Kraft vom
Traktor auf den Pflug so geschickt, daß der Pflug im Boden grub, aber
der Traktor sich nicht mehr wie bisher aufbäumte, da die Vorderachse
nun mehr belastet wurde.
Die deutsche Landmaschinenindustrie und einflussreiche Kreise hatten bei der Reichsregierung ein Importverbot des
"Fordson" erwirkt, weil die deutschen Unternehmen gegenüber dem mächtigen
Ford nicht wettbewerbsfähig waren und um ein gleiches Schicksal fürchteten
wie einige kleinere Betriebe in den USA, die ihre Produktion einstellen mussten. So entwickelten die Deutschen, genauer die Firma Pöhl, ihren
eigenen Traktor: die "Pöhl-Ackerbaumaschine", die dem "Fordson" zwar
ähnlich in Leistung und Technik war, aber um ein Mehrfaches teurer
war. Die Herstellungskosten des Fordson betrugen ungefähr 1.900
Goldmark, die des Pöhl-Schleppers hingegen 7.000 Goldmark.
Jedoch blieb das Interesse der Deutschen an leistungsstarken und dennoch preisgünstigen
"Fordson" bestehen. So erwirkte beispielsweise Kommerzienrat
Graetz 1921 anlässlich der Frankfurter Messe bei der deutschen Reichsregierung
die Einfuhr von acht "Fordsons", die danach aber nicht zurück nach
Amerika verschifft wurden, sondern auf seinen eigenen Ländereien zum
Einsatz kamen. Auch das Ruhrgebiet und das Rheinland, wo die Einfuhrbeschränkungen
für die amerikanischen Schlepper keine Gültigkeit besaßen,
wurden zu Abnehmern der Fordsons.
Erst im Frühjahr 1924 wurde eine
begrenzte Einfuhr des "Fordson" zugelassen, der sogleich einen reißenden
Absatz in Deutschland fand und so die deutschen Hersteller zum Umdenken
zwang. Die ersten 500 Fordson waren sofort ausverkauft,
und bereits 1925 kam jeder siebte in Deutschland neuerworbene Traktor aus
dem Hause des nordamerikanischen Autokönigs.
Um konkurrenzfähig zu bleiben, stiegen
auch deutsche Schlepperhersteller auf Serienproduktion um und
nahmen
sich die Grundprinzipien des Fordson zum Vorbild. Als deutscher Fordson
kann der "Hanomag WD Radschlepper" mit 28 bis 32 PS
bezeichnet werden, der dem Fordson in vielerlei Hinsicht
überlegen war.
Doch auch der Staat nahm sich in den 20er Jahren der deutschen Schlepperindustrie an. Wie schon zuvor erwähnt, griff er zunächst dadurch ein, dass er den Import des "Fordson" bis 1924 unterband, um die deutsche Industrie vor den preisgünstigen Massentraktoren zu schützen. Er unterstützte auch die Finanzierung von Landmaschinen durch eine 1924 gegründete "Finanzierungsgesellschaft für Landkraftmaschinen" (FIGELAG oder Traktorbank), die Kredite an die Landwirte vergab, die deutsche Schlepper kaufen wollten. Der Kauf eines Fordson hingegen wurde nicht finanziell unterstützt.
Franz Kleine aus Salzkotten hatte früh die Potentiale in der Technisierung der Landwirtschaft erkannt, die sich im Raum Paderborn boten. Bereits 1924 übernahm er mit seinem Landgerätehandel die Regionalvertretung der Fordson Ackerschlepper, die er über die Ford Motor Company aus Dänemark importierte. Um aber Trecker und Motorpflüge verkaufen zu dürfen, muss er sich verpflichten auch Pkw anzubieten. Der gute Absatz der Fordson Traktoren führte dazu, dass im Jahr 1925 eine Niederlassung für den Verkauf von Ford-Automobilen gegründet wurde, die heute noch besteht.
Im Jahr 1928 wurde als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise und sinkender Nachfrage die Produktion vorübergehend eingestellt. Die Montage in Europa mit dem Nachfolge Modell N wurde wiederaufgenommen, als die Sowjetunion viele Fordson Traktoren und Ersatzteile orderte.