FERN – SCHNELL – GUT die Transit "Supervans"
Einen Kleintransporter bringt man ja üblicherweise nicht mit sportlichen Fahrleistungen in Verbindung. Dennoch entstanden auf Basis des Transit vier Einzelstücke, die hauptsächlich zu Promotion Einsätzen bei Motorsportveranstaltungen genutzt wurden.

Supervan 1
Transit Supervan 1
Der erste Transit „Supervan“ feierte sein Debüt am Ostermontag 1971 auf der Rennstrecke in Thruxton. Äußerlich handelte es sich um einen serienmäßigen Ur-Transit mit ausgestellten Radläufen und breiten Firestone Rennreifen.
Ford hatte die Konstruktion dieses Gefährts an Terry Drury Racing in Rainham vergeben, sie versteckten die wahre Überraschung im Laderaum. Anstatt des normalen Fahrwerks versteckte sich dort ein Rohrrahmen, der an sechs Punkten mit der Transit Blechhülle verschraubt war. Im Laderraum wurde einfach ein großes Loch ins Bodenblech geschnitten und der komplette Mittelmotor Antriebsstrang aus dem GT40 Le-Mans Sportwagen installiert. Außer höchstens zwei Personen sollte dieses Gefährt ja auch keine Ladung mehr befördern. Dazu gab es Einzelradaufhängungen und Scheibenbremsen aus der Can-Am Rennserie rundum.

Tranit Supervan 1 Motor
Supervan 1 Motor

Der 5-Liter Small-Block V8 mit seinen Gurney-Weslake Zylinderköpfen und dem ZF Fünfgang-Getriebe bringt es auf ca. 425 PS.
Selbst mir einer freiwilligen Drehzahl-Beschränkung auf 7.000 U/min stoppte das englische Magazin ‚Autocar’ den Sprint von 0 auf 160 km/h in 21,6 Sekunden. Auf dem Ford Testgelände in Boreham konnte man die Höchstgeschwindigkeit nicht ausfahren, aber 164 km/h wurden im zweiten Gang erreicht, 216 km/h im dritten. Der Fünfte ermöglichte wohl eine Spitzengeschwindigkeit von 240 km/h, wenn auch die Achse insgesamt viel zu lang übersetzt war.
 

Supervan 2
Transit Supervan 2
Obwohl überall der verrückte Transit gut ankam, dachte man bei Ford zunächst nicht an einen Nachfolger. Vielleicht lag das auch daran, daß der damalige Motorsport Chef Stuart Turner seinen Posten verließ und seine Nachfolger nicht den gleichen Sinn für Humor hatten. Vierzehn Jahren nach dem Debüt des ersten Supervans, stellte Ford 1984 den Supervan 2 vor. Sicherlich nicht zufällig mit der Rück-Berufung von Stuart Turner im Jahr 1983.
Der Nachfolger war technisch aufwändiger und basierte wiederum auf einem ehemaligen Le-Mans Wagen von Ford, dem C100.
Dessen Konstrukteur Tony Southgate entwarf das Moncoque in dem ein 590 PS 3,9-Liter DFL-Cosworth-V8-Motor im Langstrecken-Trim saß. Die Karosserie bestand weitestgehend aus Aluminium und GfK mit etlichen Rohren zur Verstärkung.
Den Rennwagen Charakter verstärken noch die seitlich NACA Lufteinlässe und der riesige Frontspoiler. Ursprünglich in den blau-weißen Ford Motorsport Farben lackiert, wird er später zum Werbeträger für BP, Duckhams und Goodyear.
Wie zuvor wurde auch dieses Exemplar hauptsächlich zu Demo-Runden eingesetzt. Tyrell Formel 1 Fahrer Martin Brundle erreichte in Silverstone 283 km/h, aber das Fahrverhalten bei dieser Geschwindigkeit war abenteuerlich.

Supervan 3
Transit Supervan 3
Aus dem Supervan II mutierte 1994 der Supervan III mit einer damals aktuellen Karosserie und einem der letzten Formel-1 Motoren von Ford. Der 3,5 Liter Cosworth HB V10 leistet 650PS bei 13.000 U/min – so wie er auch Schumacher und Senna viele Siege während der Saison 1993 ermöglichte. Damals konnte ein Grand-Prix Motor auch noch in anderen Rennserien erfolgreich verwendet werden. Der gleiche Typ gewann z.B. im Jaguar XJR14 die Sportwagen Weltmeisterschaft.
Leider ist der Motor genauso unzuverlässig wie ein Formel-1 Rennwagen. Bei einem Demonstrationslauf in Zandvoort 1998 mit dem Formel-Ford Fahrer Michael Vergers am Steuer fiel er mit Motorschaden aus. Vielleicht wurde deshalb ein komplettes Telemetrie System montiert, so wußte man wenigstens vorher in der Box wann der Motor den Geist aufgibt...
Das Sechsgang Getriebe wird per Doppelkupplung geschaltet. Die Kohlefaser-Bremse stammt von Brembo, als Bereifung kommen Goodyear Eagle Pneus in den Maßen 10x13" vorn und 12x13" hinten zum Einsatz.
Der Wagen wurde auch auf der IAA '96 präsentiert. Äußerlich verrät bereits die martialische Aufmachung mit großem Front- und Heckspoiler, daß es sich hierbei um keinen zahmen Lieferwagen handelt. Dazu kommen wieder Sponsoren Aufkleber von Cosworth. Seitliche Lufteinlässe in der GfK Karosserie dienen zur Kühlung des Mittelmotors.

World Rallye Transit
WRC Transit

Auf der Autoshow in Birmigham 2000 wurde der World Rallye Transit vorgestellt, der dem Team um Colin McRae, Carlos Sainz und Malcolm Wilson dient. Er ist in den Farben des Rallye Hauptsponsors Martini gehalten.
Gebaut wurde er von Ford Racing Mitarbeitern in ihrer Freizeit und in Zusammenarbeit mit M-Sport.
Den Innenraum dominiert der überdimensionale Überrollbügel. Eine professionelle Intercom Anlage dient zur Verständigung zwischen Colin McRae und seinem Beifahrer Nicky Grist. Außerdem wurde das Display des Datenerfassungssystems im Armaturenbrett integriert. Die Sabelt Hosenträgergurte halten die Insassen jedenfalls sicher in den Sparco Schalensitzen. Ansonsten gibt's viel Kohlefaser, gelochte Pedale und ein Sportlenkrad ohne Airbag.
Von der Lackierung mit der Startnummer 5 abgesehen unterscheidet sich der schnelle Hochdach Transit bis auf die OZ-Felgen und der handlaminierten Kohlefaser Frontschürze optisch kaum von seinen zivilen Brüdern.
Der 2,4 Liter Duratorq Diesel bringt es mit seinen 410Nm Drehmoment und 165PS auf 210km/h und beschleunigt von 0-100km/h in weniger als acht Sekunden. Das Auspuffsystem wurde modifiziert, das Fahrwerk tiefergelegt und die Bremsen überarbeitet.
Das englische BBC Fernsehmagazin "Top Gear" hat den Rallye-Transit im Januar 2001 auf den original Strecken der RAC Rallye getestet und war begeistert –wenn auch kein würdiger Nachfolger für die ‚echten’ Supervan.....

tm


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