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in Fahrt – Ford im Rheinland
heißt eine von Ford unterstützte Ausstellung im Rheinischen Industriemuseum in Oberhausen, die der stellvertretende NRW-Ministerpräsident, Dr. Michael Vesper, eröffnete. Die Ausstellung in der Regie des Landschaftsverbandes Rheinland lief vom 27. September 2001 bis zum 17. März 2002 und stellte den Automobilbau im Rheinland am Beispiel der Ford-Werke AG dar. 17 historische Modelle und über 500 weitere Exponate führen den Besucher durch diese sieben Jahrzehnte.
Michael Gaigalat vom Rheinische Industriemuseum (RIM) in Oberhausen ist sich sicher: „Dieses Unternehmen ist immer kantig geblieben. Wie bei einer Berg- und Talfahrt gab es Höhepunkte und auch Blicke in den Abgrund“.
Mit der Ausstellung will das Museum über das Beispiel Ford hinaus auch dazu beitragen, das Automobil als industriegeschichtliches Thema überhaupt salonfähig zu machen. „Das Produkt Auto fasziniert einfach sehr viele Menschen. Wir zeigen aber die Fordautomobile nicht wie auf der IAA oder den Oldtimermessen, sondern wir stellen sie in ihren jeweiligen Kontext und lassen sie Geschichten erzählen “, erläutert Gaigalat. Geschichten kann auch der 79-jährige Wolfram Düster aus Krefeld erzählen – beispielsweise, wie sein Vater auf den Landpartien am Niederrhein mit dem ersten, 1930 gekauften Ford A, regelmäßig Hühner überfuhr, weil das Federvieh noch nicht an die Gefahr gewöhnt war. Seitdem ist Düster nur ein einziges Mal „fremdgegangen“, als er 1960 den Reizen des Borgward Isabella mit 1500 Kubik und 75 PS nicht widerstehen konnte. Zur Ausstellungseröffnung fuhr der „rüstige Oldtimer“ stilecht mit einem „Ford Taunus Spezial“ Cabrio aus dem Jahr 1950 vor.
Einige weitere Schätze aus Düsters Sammlung sind jetzt in Oberhausen zu sehen. Bei Ford selbst hatte man bisher offensichtlich nicht viel übrig für die alten Zeiten. Industriehistoriker können darüber nur mit dem Kopf schütteln: „Sie haben sogar den Weltrekordmotor von 1963, ein Taunus 12M, der damals auf einem südfranzösischen Rennkurs über 300.000 km lief, vor fünf Jahren einfach weggeworfen“, berichtet Michael Gaigalat, noch immer leicht schockiert. Insgesamt mehr als die Hälfte der über 500 Exponate kommt deshalb von privaten Leihgebern wie dem Ford Oldtimer und Motorsport Club Cologne e.V. Zeitgenössische Utensilien wie Kleidung, Test-Dummies, aufgeschnittene Motoren oder Auto-Zubehör runden das Gesamtbild ab. Weitere Sonderthemen aus der Fordschen Unternehmensgeschichte "parken" an der Strecke: Forschung und Entwicklung, Design und Kundendienst.
Auffallend an den deutschen Fordautos ist das in der jeweiligen Zeit fast exotisch wirkende Design, das immer wieder amerikanische Vorbilder erkennen ließ: Der ab 1939 gebaute „Buckeltaunus“ lehnte sich optisch an den Lincoln Zephyr an. Die „Weltkugel“ (Ford Taunus 15M) und noch mehr der nachfolgende Taunus 17M (P2) mit dem Spitznamen „Gelsenkirchener Barock“ wirkten Mitte bis Ende der 50er Jahre wie Miniaturausgaben amerikanischer Straßenkreuzer, der „Capri“ erinnerte in den 70er Jahren an das US-Erfolgsmodell „Mustang“, und der „Escort“ wiederum wurde von der damaligen Europazentrale in England entwickelt. Im Rahmen der Sonderausstellung referierte Dirk Johae vom AvD über die Entstehungsgeschichte des Beau de Cologne und rückt den sportlichen Viersitzer ins Rampenlicht. Gleich nebenan können interessierte Oldtimer-Freunde einen Ford Capri I von 1969 in 50 PS-Version und einen Gruppe 5 Zakspeed Capri bewundern. Werbespots und der Dokumentarfilm „Zehn Tage mit Jackie“ von 1972 über den Weltmeister Jackie Stewart ergänzen den spannenden Rückblick.
Dabei hatten die Kölner Fordwerke 1960 mit dem neuen Taunus 17M (P3) und der eigenständigen „Linie der Vernunft“ bereits neue Maßstäbe gesetzt. Der Verzicht auf verschnörkelte Formen und Zierrat aus Chrom verbesserte die Aerodynamik und senkte somit den Verbrauch der „Badewanne“. Das Fachblatt „mot“ bezeichnete den 17M deshalb als „Maßstab für das europäische Normalautomobil der Zukunft“. Und in der Tat hatte Ford mit diesem Auto großen Erfolg: binnen weniger Monate erreichte man hinter VW und Opel Platz drei der Zulassungsstatistik.
Den Erfolg auf dem deutschen Markt hatte natürlich auch Henry Ford im Sinn, als er 1925, nach Aufhebung einer Einfuhrsperre für Automobile, in Berlin die Ford Motor Company AG gründete. Mit einem Trick vermied er es, die hohen Zolltarife zu zahlen: er verschiffte das legendäre T-Modell in Einzelteilen und ließ es in Berlin zusammenbauen. Auf dem Foto ist der Mann kaum wieder zu erkennen, so jung ist er noch: Konrad Adenauer legt in seiner Eigenschaft als Oberbürgermeister in Köln-Niehl den Grundstein für die Fordwerke. Das war am 2. Oktober 1930. Konrad Adenauer bewies dann als Kölner Bürgermeister bereits enormes Verhandlungsgeschick, als es ihm gelang, Ford nach Köln zu locken. Rund 10.000 Sternfahrer aus ganz Europa – darunter der neunjährige Wolfram Düster – kamen zur offiziellen Einweihung des neuen Werkes am 12. Juni 1931 nach Köln-Niehl, wo bereits im Mai ein erster Lastwagen und am 2. Juni der erste Pkw, ein A-Modell, vom Band gelaufen waren.
Doch Ford hatte es weiterhin schwer in Deutschland. Die Company startete eine groß angelegte Werbeoffensive, um ihre Fahrzeuge als deutsches Produkt auf dem Markt zu etablieren, aber erst 1937 wurden die Fahrzeuge als „Deutsches Erzeugnis“ anerkannt. 1939 zwangen dann die Nazis das Unternehmen, sich in Ford-Werke AG umzubenennen. Als rheinische Lösung könnte man bereits die Tatsache bezeichnen, daß in Köln bis zum Kriegseintritt der USA 1941 tagsüber Lkw für die deutsche Wehrmacht und nachts Lkw für die US-Army gebaut wurden, wie Michael Gaigalat berichtet. Was man dort sieht, lohnt einen Besuch. Denn es gibt nicht nur diejenigen Autos zu sehen, die je in Köln gebaut und montiert wurden, sondern auch viele begleitende Dokumente und sehr seltene Stücke, die den Zeitgeist dokumentieren. Da ist etwa der Brief eines Obergefreiten während des 2. Weltkrieges, der sich darüber mokiert, daß in einer Zeitschrift Propaganda für ein "Feindunternehmen" gemacht wird, denn formell gehörte Ford immer noch der amerikanischen Muttergesellschaft. In dem Zusammenhang wird eine verwandte "Kuriosität" dokumentiert: Ein original Ford-Lastwagen aus Köln für die deutsche Wehrmacht - im Krieg durften keine Pkw mehr produziert werden - sieht genauso aus wie seine amerikanischen "Brüder": Ford auf beiden Seiten der Front. Die Schau nimmt auch das Thema Zwangsarbeiter mit mehreren Dokumenten auf. Ford hat sich an der Entschädigung beteiligt.
Das Rheinland war schon lange vor Ford eine Kreativschmiede für Motoren. Die Sonderschau zeigt Beispiele: Nicolaus August Otto baute 1876 den ersten Viertaktmotor in Köln-Deutz. Mobile Leitfiguren wie Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, Ettore Bugatti und August Horch machten Station am Rhein. Um die 50 rheinische Betriebe produzierten zwischen 1900 und 1930 Modelle vom Kleinstwagen-Dreirad bis zur Luxus-Karosse.
Heute kann Vorstandsmitglied Hermann H. Hollmann zu Recht betonen, daß Ford als größter Arbeitgeber für die Stadt Köln und das Umland längst ein fester Faktor geworden ist. Und das soll auch so bleiben, denn in diesem Jahr wird nach Investitionen in Höhe von rund 1 Mrd. DM die Produktion der neuen Fiesta-Generation anlaufen. „Wir fühlen uns als rheinisches Unternehmen und die Mitarbeiter – auch die vielen ausländischen – empfinden sich ebenfalls als Kölner oder rheinische Bürger. Der rheinische Bazillus springt eben schnell über,“ erklärt Hollmann.