Nikolaus Stammtisch LKW Museum Willich 2012
der Büssing Bus mit Emmelmann Aufbau ist schon weit fortgeschritten

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Es ist sicher rund 20 Jahre her. Damals hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass in Hürth-Kalscheuren, nicht weit von Köln, ein alter Bus stehen müsse. Aus dem vorbeifahrenden Zug wollte ihn jemand gesehen haben. Nun gibt es da bis heute ein Gewirr an Gleisen, ein unübersichtliches Industriegebiet und allerhand chaotisches Kleingewerbe. Ganz in der Nähe ist übrigens heute noch die Spedition Talke. Wie auch immer: Wir fanden den Bus nicht.

Und dann, im Frühjahr 1994, stand da plötzlich ein Büssing 6500T mit Emmelmann-Aufbau. Er war hinter einem riesigen Berg von Paletten vorborgen gewesen. Ein alter Mann hatte längere Zeit in den Bus gewohnt. Die Bestuhlung war nicht mehr da. Dafür konnte man sehen, wo er sich seine Bratkartoffeln gemacht hatte. Da führte nämlich ein Ofenrohr nach draußen.

Der Mann war schon in einen Wohnwagen umgezogen. Das Gelände wurde geräumt, weil eine Brücke über die Eisenbahn gebaut werden sollte – und der Büssing musste nun natürlich kurzfristig weg. Der alte Besitzer trannte sich von seiner alten Behausung für ein paar hundert Mark. Er hatte sogar noch den Brief und eine Betriebsanleitung für den elf Meter langen Wagen. Wir staunten nicht schlecht: Erster und einziger eingetragener Besitzer war das Volkswagenwerk in Wolfsburg. Das vordere Nummernschild WOB - A 659 ist sogar noch vorhanden.

Wie das Auto nach Köln gekommen war, ließ sich nicht mehr klären. Wir hatten auch erstmal genug damit zu tun, das unhandliche Gerät auf unseren Tieflader zu bugsieren. Ein 25 PS starker Deutz-Schlepper machte umgehend schlapp und am Ende zogen wir den Büssing mit einer Handwinde Zentimeter um Zentimeter auf die Ladefläche.

Der Büssing hat dann erst ein paar Jahre zusammen mit anderen Oldtimern in einer trockenen Halle im Sauerland gestanden, bis er 2001 in die Halle 31 nach Willich kam. Auch dort diente er eine ganze Weile als Lager für allerhand Papierkram. Als Restaurierobjekt erschien er uns eigentlich eine Nummer zu groß. Wir haben ihn sogar angeboten, als wir hörten, dass man in Wolfsburg einen Touristenbus suchte, um das in der Stadt herumfahrende Bähnchen auf Golf-Basis abzulösen. Nach einigem Hin und Her sagte man uns aber ab. VW war damals bei Scania größer eingestiegen und die Schweden spendeten den Wolfsburgern einen Bus aus den sechziger Jahren. Der wurde wieder aufgemöbelt und ist wohl bis heute im Einsatz. Aus Historiker-Sicht ist der Scania-Bus natürlich eine Katastrophe: Er hat mit Wolfsburg soviel zu tun wie eine Kuh mit Weihnachten. 

Heute würde die Entscheidung in Wolfsburg vielleicht anders ausfallen. Schließlich hat man inzwischen auch die Mehrheit an MAN und die Münchener Lkw-Bauer haben ja nach wie vor den Büssing-Löwen im Wappen. Wir jedenfalls haben uns damals über die Ignoranz der Wolfsburger geärgert und beschlossen, den seltenen Büssing 6500T in Eigenregie zu restaurieren – und zwar von Grund auf.

Das ist eigentlich ganz einfach: man zerlegt das Fahrzeug bis auf die letzte Schraube und baut es mit möglichst vielen neuen Teilen wieder komplett auf. Mit Dingen wie Zeit, Aufwand, Geld und Motivation wollen wir hier jetzt nicht weiter langweilen. Wir zeigen hier aber eine Reihe von Bildern, die zeigen, wie der Bus allmählich wieder zusammen wächst. Aktueller Stand zum 1. Mai 2012: Der Büssing kann zu Lackieren vorbereitet werden. Wir werden die Geschichte ab jetzt hier im Netz regelmäßig vervollständigen, sodaß jeder verfolgen kann, wie weit wir sind.

Text Quelle und weitere Bilder: www.lkw-museum.de