"Festival of Speed" Goodwood 2003 |
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Festival of Speed: Rückblick über 10 erfolgreiche Jahre
Zehn Jahre erst gibt es das Festival of Speed in Goodwood und es hat sich in dieser kurzen Zeit zur ersten Veranstaltung für historische Fahrzeuge in Europa entwickelt. Zehn Jahre sind natürlich auch ein guter Grund für einen ersten Rückblick und so war die diesjährige Veranstaltung nicht nur dem einhundertsten Geburtstag von Ford gewidmet sondern auch eine Parade der Höhepunkte der letzten Jahre.
Man braucht wohl ein eigenes Schloß, einen großen Park, eine eigene Straße und man muß in England leben, um eine Erfolgsgeschichte wie die des Festival of Speed in Goodwood schreiben zu können. Nirgendwo sonst in Europa gibt es so viel Enthusiasmus für alte Autos und nirgendwo in Europa gibt es Anwesen dieser Größe und dieses Zuschnitts mit Platz für 150.000 Besucher, einer ausreichend langen Strasse und einem Eigentümer, der keine Angst um seinen gepflegten englischen Rasen hat.
Das Besondere an Goodwood ist, daß man hier keine Berührungsängste hat und das Dogmen nichts zählen. So kann auf den Auftritt eines historischen Dampfbusses von 1860 die aktuelle Formel 1 den Berg hinauf jagen, und alle haben Spass daran.
Dazu kommt die Nähe des Zuschauers zu den Autos und den Fahrer. Wenige Absperrungen und auskunftsfreudige Teilnehmer sorgen trotz der vielen Zuschauer für eine familiäre Stimmung. Die schon sprichwörtliche Disziplin der Briten erlaubt es, die Strecke stilsicher mit verankerten Strohballen statt aufwändiger Zäune und Leitplanken zu sichern, denn hier läuft niemand während der Rennen auf die Piste.
Einhundert Jahre Ford und Goodwood, da
mußte Fords größter Triumph im Motorsport, der Dreifachsieg des Ford GT40
in Le Mans 1966, Aufhängepunkt der Markenpräsentation sein. Die zentrale
Skulptur vor dem Schloss, wie immer das Zentrum der Veranstaltung, feierte
diesen legendären Zieleinlauf. Drei siegreiche GT40 überqueren die Ziellinie
wie vor 37 Jahren im Regen, mit laufenden Scheibenwischern und mit voller
Beleuchtung. Bemerkenswert war, daß die Sulptur erst Abends im Dunkeln,
wenn längst keine Zuschauer mehr im Park waren, ihre ganze Schönheit entfaltete.
Aber auch andere Automobilhersteller liessen
ihre Schätze nicht in den Depots. Mercedes-Benz hatte natürlich den 54er
Renntransporter dabei und, in Vorbereitung der Marketingkampagne für den
neuen SLR, das Uhlenhaut-Coupé. Blickfang war allerdings der W196 Stromlinien
GP-Wagen, der nach nach sechs Jahren intensiver Restauration und einem
ersten Kurzauftritt in Untertürkheim das erste Mal seit 1955 wieder auf
einer Veranstaltung fuhr. Hans Herrmann ist mit diesem Auto 1954 in Reims
die schnellste Runde gefahren und 1955 diente der Wagen als Testfahrzeug
für Fangio und Moss.
BMW hatte vor Jahren den Brabham BT52, mit dem Nelson Piquet 1982 Weltmeister wurde, schon einmal in Goodwood gezeigt. Aus technischen Gründen war aber kein Einsatz möglich. Für dieses Jahr aber hatte die BMW Mobile Tradition den Wagen mit viel Aufwand wieder fahrfertig gemacht und ihn Nelson Piquet und Marc Surer auf die Strecke gelassen.
Fünfzig Jahre Corvette brachten neben allen Serienvarianten auch die Designstudien Mako Shark und Wankel-Corvette in den Schlosspark.
Goodwood 2003 war als Retrospektive der letzten 10 Jahre gedacht. So sah der regelmäßige Besucher viele alte Bekannte wieder. Das Aufgebot von Langstreckenrennwagen der frühen siebziger Jahre war unglaublich: Porsche 917 und Ferrari 512S, Porsche 908/3, Jackie Ickx im Ferrari 312PB von 1972 und Derek Bell, der den Alfa 33TT12 zum ersten Mal seit dem Titelgewinn von 1975 wieder auf die Strasse brachte.
Jim Hall brachte seinen Chaparral 2F, der 1967 Zweiter bei den 1000km auf dem Nürburgring wurde, und den Chaparral 4E mit, der einzige seiner Wagen, der je ein CamAm-Rennen gewonnen hat. Porsche ließ den 917/30 von 1973 und Willi Kauhsen seinen 917/10 auf die Bergrennstrecke. Toyota bracht zudem den Seven Turbo, der nie ein Rennen bestritten hatte. Ferraris 612 und 712, March 707, Lola T163 und McLaren M1B/C zeigen, wie viele Hersteller in den späten Sechziger und frühen Siebzigern in Amerika den Rennerfolg suchten.
Die gezeigten drei Gasturbinenrennwagen wären allein eine Ausstellung Wert gewesen. Der Rover-BRM-Sportwagen, der Howmet TX von 1968 und insbesondere der Lotus 56 sind faszinierende Beispiele aus einer Zeit, in der der Rennsport von Pioniergeist, Innovationskraft und schrägen Ideen geprägt war. Der Lotus 56, mit Pratt&Wittney Hubschrauberturbine und Allradantrieb, qualifizierte sich 1968 als Erster, Zweiter und Elfter für die 500 Meilen von Indianapolis, um dann kurz vor Schluss des Rennens deutlich in Führung liegend auszufallen.
Die Vorkriegsfraktion war mit Raritäten wie dem Voisin C6 Laboratoire von 1923, dem Miller Aerodynamic Coupe (Golden Submarine) von 1917, einem Pionier mit Aluminiumblock, Vierventilmotor und Trockensumpfschmierung, dem Napier Siegerwagen des Gorden Bennett Rennens von 1902 und dem traumhaft schönen Panhard et Levasseur 35CV von 1926 gut vertreten. Auch der einzige noch existierende propellergetriebene Wagen, ein Leyat Helica von 1920, musste sich am Berg versuchen.
Für die Fans der historischen Formel 1 wurde ein Querschnitt aus 50 Jahren Grand-Prix geboten. Ken Tyrells March 701, die Tyrell 001 und 006, mit denen Jackie Stewart 1971 und 1973 Weltmeister wurde, Brabhams BT46B mit dem Sauggebläse, der Lotus 72 als Meilenstein der frühen Siebziger und der Lotus 79, das erste Groundeffekt-Rennauto, mussten sich auf der Piste beweisen.
Goodwood bietet eine so breite Palette wie sonst keine andere Veranstaltung. Sonderausstellungen von Strandfahrzeugen und die aktueller Supersportwagen ergänzen die Rennen. Diese Sonderschauen sind inzwischen so wichtig geworden, dass Bristol den neuen Fighter nicht auf der Birmingham Motorshow, aber sehr wohl in Goodwood zeigt. Ein grundsätzlicher Nachteil des Festival of Speed soll allerdings nicht verschwiegen werden: In der Fülle der Fahrzeuge gehen Besonderheiten unter, die bei anderen Veranstaltungen im Mittelpunkt stehen würden. Ein Wochenende ist zu kurz, um alles zu sehen.