Rivalitäten: Ford gegen Opel bis 1972

Die Öffentlichkeit nimmt seit Monaten rege am Schicksal der Firma Opel teil. Das gibt mir als Freund der Marke Ford Anlass, über das Verhältnis zum Erzrivalen Opel nachzudenken. Über lange Jahre hinweg wurden schließlich Opel und Ford oft in einem Atemzug genannt - so ähnlich waren die Produkte und das Erscheinungsbild der Marken als ‘Deutsch-Amerikaner’. Sicher kann sich Ford glücklich schätzen, nicht wie Opel in der Öffentlichkeit zu stehen und um die Existenz zu ringen. Umso interessanter, die Entwicklung der Vergangenheit zu beleuchten.

Produktionszahlen Opel und Ford

Den Anfang möchte ich hier mit einer Darstellung der Produktionszahlen von 1950 bis 1972 machen. Dieser Zeitraum ist geprägt von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder in Deutschland, umfasst aber auch die Rezession in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre. In der Grafik ist erkennbar, wie sich die Einführung zusätzlicher Modelle in steigenden Produktionszahlen auswirkt. Bei Opel ist das beim Kapitän, Ascona und Manta sichtbar und besonders deutlich beim Kadett 1963. Bei Ford sind entsprechend die Modelle 15m, 17m und 20m gekennzeichnet, den deutlichsten Anstieg bewirkten Escort und Capri 1969. Darüber hinaus hat es auch ausgesprochene Erfolgsmodelle gegeben, die ihren jeweiligen Vorgänger im Verkauf ganz deutlich überflügelten. Opel gelang das 1958 mit dem ‘Panoramascheiben’-Rekord, während wenig später Ford 1961 den Erfolg der ‘Badewanne’ feiern konnte. Der 12m P4 von 1963 und der Taunus von 1971 wiederholten das. Der stetige Anstieg der Kurven illustriert, was bis 1964 sowohl für Opel als auch für Ford der Begriff Wirtschaftswunder bedeutete. Das Jahr 1965 brachte etwas Neues: Erstmals stieg bei Ford die Produktionszahl weiter an, während es bei Opel den ersten Rückgang der Nachkriegszeit zu verzeichnen gab. Der Zuwachs bei Ford ging auf das Konto des 17m P5, der sich auf Anhieb schon zehn Prozent besser verkaufte als der 17m P3 in seinem besten Jahr und der dazu noch zusätzlich den neuen 20m P5 zur Seite hatte. Unterm Strich waren es 1965 über 110.000 Einheiten mehr als 1964. Bei Opel dagegen verlor man beinahe 50.000 Einheiten im gleichen Zeitraum, wobei die Hälfte auf das Konto des Kadett ging. Hier lief das A-Modell aus und wurde mit dem Kadett B ersetzt, der aber erst 1966 für volle Auftragsbücher sorgen konnte. Die andere Hälfte der Verluste waren dem Rekord B zuzuschreiben, der die Verkaufszahlen des Rekord A in den Vorjahren nicht wiederholen konnte. Neben den neuen OHC Motoren, die zunächst nicht alle Erwartungen erfüllten, hatten sicher auch die erfolgreichen Ford P5 Modelle ihren Anteil daran.

Als 1966 und 1967 der Konjunkturrückgang von allen Autoherstellern seinen Tribut forderte, war noch nicht klar, wie nachhaltig der Verkaufseinbruch die Mittelklassemodelle bei Ford heimsuchen würde. Der Modellwechsel zu den P7a Modellen 1967 war ein Desaster. 155.000 Einheiten im Jahr, so wenig hatte man seit 1960 nicht mehr produziert. Größer und teurer als der Vorgänger, erfüllte er offenbar nicht die Erwartungen der Kundschaft. P3 und P5 waren viel erfolgreicher und bereits ein Jahr später wurde das Modell P7b nachgeschoben, um mit Stylinganleihen beim erfolgreichen P5 verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Betrachtet man aber die Produktionszahlen der P7b Modelle in den folgenden Jahren 1969 bis 1971, stellt man fest, dass dies kaum gelang. Interessanterweise pendelten sich aber auch die Verkaufszahlen des Hauptkonkurrenten am Markt, der Opel Rekord/Commodore-Baureihe auf dem Niveau der Krisenjahre 1966/1967 ein. Man darf also vermuten, dass einfach die Nachfrage in dieser Fahrzeugklasse zurückging.

Die Antwort der Hersteller waren zusätzliche Modelle. Sportlich eingestellten Kunden wurden Ford Capri und Opel Manta angeboten. Opel bot den Ascona oberhalb des Kadett an, Ford schob den Escort für Kunden kompakter Fahrzeuge nach. Die Kurve der Produktionszahlen zeigte nun wieder nach oben, wenn dies auch mit einer wesentlich vergrößerten Modellpalette erkauft wurde.

Die weitere Marktentwicklung wird Gegenstand eines Folgeartikels in der nächsten Ausgabe der FORDSETZUNG sein.
 mw

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