Interview mit Bernd Tuchen

Herr Tuchen, Sie veröffentlichen gerade Ihr neues Buch “Ford Taunus 17M P3”. Haben Sie noch den Überblick, wie viele Bücher Sie bereits veröffentlicht haben?
Aber klar doch: das P3 Buch ist mein viertes über Ford. Dazu kommen noch zwei Bücher über die Werbung von Opel und BMW – also ähnlich in meinem Ford Buch “Sprich zuerst mit Ford” von etwa 1949 bis Mitte der 70er Jahre.
Bernd Tuchen
Ford hat in seiner langen Geschichte sehr viele und auch interessante Modelle auf den Markt gebracht. Bei dieser großen Auswahl, weswegen haben Sie sich gerade für den Taunus 17M P3 entschieden?
Das war gar nicht meine Idee. Die Initiative für das P3 Buch kam von meinem Verleger, Dr. Pfauth, in dessen Verlag mein Ford Cosworth Formel 1 Buch erschienen ist. Er ist selbst stolzer Besitzer von einigen P3 und hat mich gefragt, ob ich mich mit dem Gedanken anfreunden könne, ein Buch über die “Badewanne” zu schreiben. Ich habe das anfangs skeptisch betrachtet und mir erst einmal vorbehalten, Recherchen anzustellen, um zu sehen, was ich an Neuigkeiten ans Tageslicht bringen kann. Falls bei einem über 40 Jahre altem Fahrzeug überhaupt von “Neuigkeiten” die Rede sein kann.
Immerhin sollen in Europa noch 1000 P3 zugelassen sein, davon 500 in Deutschland. Und da Dr. Pfauth meinte, das sei ein ausreichendes Potential, habe ich mich langsam an das Thema herangetastet, viele Gespräche geführt, ehemalige Kollegen befragt und dann meine Notizen ausgewertet. Ich habe dann schnell festgestellt, dass es sich in der Tat lohnt, dem P3 ein Buch zu widmen.

Kann man sagen, wie lange es dauert, bis Sie ein Buch vollendet haben?
Für das Werbe- und das Formel 1 Buch habe ich jeweils über ein Jahr benötigt. Das P3 Buch hat ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Allerdings hatte ich mir bei diesem Buch das Ziel gesteckt, mein Manuskript bis Ende Dezember 2006 an den Verlag zu liefern. Der braucht ja auch noch einige Wochen, ehe das fertige Produkt auf den Markt gebracht werden kann. Mein Verleger war sehr bestrebt, im Frühjahr 2007 alles unter Dach und Fach zu haben.

Sie haben an diversen Stellen, wie in Zeitungen, um Mithilfe gebeten. Gab es da eine Resonanz? Haben sich Enthusiasten gemeldet, die Ihnen weiterhelfen konnten?
Ja, zumindest weiß ich nun, wo das Einzelstück des Bauer P3 Sportolets abgeblieben ist, das 1961 auf der IAA ausgestellt wurde. Ein ehemaliger Lehrling von Bauer hat es mir verraten. Auf Grund des Aufrufs im “Kölner Wochenspiegel” haben mich auch viele Kölner angerufen und mir von ihren Erlebnissen mit dem P3 erzählt. Einige haben sogar schon Bücher vorbestellt, ohne überhaupt den Inhalt zu kennen. Ebenso haben sich etliche ehemalige Ford Kollegen nach meinem Beitrag im “ford report” gemeldet. Sie konnten viele, bis heute unbekannte Fakten und Erlebnisse über den P3 berichten, die in das Buch eingeflossen sind. So habe ich z. B. mit einem heute 80-jährigen Ex-Kollegen gesprochen, der 1959 an den P3 Testfahrten in Korsika beteiligt war und dessen Testfahrzeug mit ihm am Steuer – auf einer korsischen Schotterpiste mächtig Staub aufwirbelnd – Titelbild einer zeitgenössischen “Auto, Motor und Sport” war.

Seit wann gehören Sie zur “schreibenden Zunft” und wie kamen Sie dazu?
Mein erstes Ford Buch ist 2002 erschienen. Das Buch über die Werbung. Ich hatte zuvor ein dickes Buch gesehen, das die Automobilwerbung aller Marken zum Thema hatte und in dem Ford mit etwa zehn Seiten vertreten war. Viel zu wenig! Da habe ich mir gedacht, so etwas müsste man mal für Ford ganz alleine machen. Ich habe dieses Projekt lange gedanklich mit mir herumgeschleppt und dann irgendwann einmal dem Heel-Verlag mein Manuskript angeboten, das in der Anfangsphase jedoch lediglich die Ford Werbung von 1949 bis 1959 beinhaltete. Das war dem Verlag aber zu wenig.
Wenn das Buch Mitte der 70er enden würde, so Heel, wären die Marktchancen größer. Nun, ich wollte das anfangs nicht, habe es mir dann aber anders überlegt und noch ca. 15 Jahre Ford Werbung recherchiert.

Planen Sie bereits das nächste Buch? Wenn ja, welchem Thema wird es sich widmen?
Mein nächstes Buch wird im Herbst 2008 erscheinen. Es hat aber mit Autos nicht im Geringsten zu tun. Mit diesem Projekt habe ich einen ganz anderen Weg eingeschlagen, denn ich wollte das Andenken an eine vollkommen vergessene Kölner  Sportlerin wieder aufleben lassen, die einmal die beste Tennisspielerin der Welt gewesen ist und als erste Deutsche ein Wimbledonfinale gewonnen hat. Cilly Aussem, 1909 in Köln geboren, 1931 Siegerin in Wimbledon, bei den French Open, deutsche, österreichische, ungarische Meisterin und etliche internationale Titel mehr. Das Buch soll rechtzeitig zu ihrem
100. Geburtstag erscheinen. Da ich mit dem Manuskript schon weit vorangekommen bin, ist jedoch eine zwischenzeitliche Recherche für ein Buch über ein weiteres Ford Modell nicht auszuschließen.

Bleibt Ihnen Zeit für andere Tätigkeiten bzw. Hobbys?
Neben dem Schreiben ist die Fotografie mein großes Hobby. Auf meiner Homepage www.bernd.tuchen.de habe ich deshalb viele Bilder von alten Fahrzeugen aller Marken, aus Köln, aus Worringen (dem Kölner Stadtteil, in dem ich lebe) und von Menschen. Irgendwann einmal würde ich die drei Rubriken “Fotografie” – “Oldtimer” – “Menschen” gerne unter einen Hut bringen. Ich denke in die Richtung Poster, Kalender usw., habe aber noch keine konkreten Pläne.

Welches war Ihr erstes Auto?
Mein erstes Auto war ein 74er Ford Taunus 1,6 Liter, Zweitürer, goldmetallic. Wunderschön! Meine Frau hatte zuvor einen 1200er VW Käfer und dann einen Karmann Ghia. Im Gegensatz zu mir hatte sie, als wir 1973 heirateten, bereits einen Führerschein. Seit 1974 fahren wir allerdings ununterbrochen Ford – und hin und wieder schon mal ein anderes Fabrikat aus der großen Ford Familie.

Gehören Sie der Oldtimer-Szene an, das heißt, besitzen Sie altes Blech?
Gedanklich gehöre ich zu einhundert Prozent der Oldtimer-Youngtimer Szene an. Ich freue mich immer wieder, wenn ich ein solches Schätzchen im Straßenverkehr erblicke. Aber mein absolut fehlendes technisches Verständnis, meine beiden linken Hände und das Fehlen einer Garage sind drei triftige Gründe, kein altes Fahrzeug anzuschaffen. Sonst wäre ich ganz bestimmt stolzer Besitzer eines P2 mit Zweifarblackierung und Weißwandreifen. Ich bin ein Kind der 50er Jahre, und deshalb liebe ich diese “Amischlitten” mit den schönen Heckflossen. Der P2 ist mein Traumauto. Durch meine zahlreichen Recherchen im letzten halben Jahr hat der P3 auf meiner Sympathieskala allerdings erheblich Boden gutgemacht.


Anmerkung der Redaktion: Seit März ist das neue P3 Buch von Bernd Tuchen erhältlich. Das Buch im DIN A 4 Format umfasst ca. 150 Seiten und etliche Fotos, die in vielen Fällen aus Privatarchiven stammen, und kostet 24,80 Euro.
Die ISBN
Nummer lautet 978-3-933474-45-2. Bestellungen nimmt entgegen:
Verlag Dr. Faustus
Sandstr. 23
91186 Büchenbach,
dr_pfauth@t-online.de
www.verlag-dr-faustus.de

Ehemalige Ford Mitarbeiter haben höchst interessante und amüsante Geschichten rund um den P3 beigetragen. Eine davon handelt von einem Kölner Werksschutzmitarbeiter, der einem Vorstandsmitglied den Zugang zu einem Tonmodell verwehrt, eine andere von einem thailändischen Gangsterboss, der für seine Beutezüge stets einen P3 benutzte, um die Verfolger abzuschütteln. Den P3 Sonderfahrzeugen (Polizei, Krankenwagen,
Bestattungswagen) ist ebenso ein Kapitel gewidmet wie der südafrikanischen RHD Pick-Up Version und den Cabrios und Coupés. Auch Marktforschungsergebnisse (P3 gegen Opel Rekord) sowie Vergleichstest aus Autozeitungen sind Bestandteil des Buches. Natürlich darf das erfolgreiche Abschneiden im Rallyesport (15.000 km rund um das Mittelmeer) genau so wenig fehlen wie abenteuerliche Fernfahrten von 50.000 oder 60.000 km bis nach China oder einmal rund um den afrikanischen Kontinent (s. nächster Artikel).
Bernd Tuchen wird auf der Techno Classica 2007 sein neuestes Buch vorstellen und auf dem Stand des FOMCC signieren.



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