RaSant am Ring - 24h-Rennen am Nürburgring
Hochkarätigen Motorsport bot auch in diesem Jahr wieder das 24h-Rennen Ende Mai am Fuße der Nürburg. Eine Vielzahl von Ford-Fahrern beteiligte sich auch dieses Jahr wieder bei der Jagd nach den meisten Runden innerhalb der 24 Stunden.


Circa 195.000 Zuschauer sorgten auf der Nordschleife und der GP-Strecke für ein Fest der besonderen Art. Sie alle feierten die fast 800 Rennfahrer mit ihren 210 Rennboliden und mitten drin die beiden Ford Focus RS von Wölflick Racing. Was aus einer Laune von Graham H. Mace und Stephan Wölflick entstand, nahm am 28.01.2003 ziemlich schnell konkrete Formen an. Durch das Okay von Martin Leach (Präsident Ford Europe) und Derrick Kuzak (Stellvertretender Leiter Produktionsentwicklung) bekamen Graham und Stephan zwei ehemalige Focus RS Prototypen mit jeweils schon 50.000 mörderischen Testkilometer auf der Uhr zur Verfügung gestellt. Einzige Auflage war gewesen, dass der 24h-Einsatz logistisch und finanziell von privater Hand organisiert und durchgeführt wird.

Team RS
In nur vier Monaten suchte das Wölflick Racing Team begeisterte Sponsoren und baute zeitgleich einen Ford Focus RS Versuchsträger auf, der den ersten Lankstreckenpokallauf der Saison als Test für das 24h-Rennen reibungslos bestand. Nun stand dem Aufbau des zweiten Ford Focus RS nichts mehr im Weg, der planmäßig eine Woche vor dem großen Rennen fertig wurde. Unterdessen haben Graham H. Mace und Stephan Wölflick sich die übrigen Piloten organisiert. Es handelte sich hauptsächlich um alte Arbeitskollegen der beiden, die schon bei der Entwicklung des Serien RS in demselben Ingenieurteam mitgewirkt haben, sowie Freunde und ein Belgischer Ford-Importeur. Alle fieberten schon dem erste Trainingslauf am Freitag vor dem eigentlichen Rennen entgegen, das aber eher unspektakulär verlief. Bis auf einen kleinen Defekt an der Servolenkung bei der Startnummer 57, wurde im zweiten, dem Nachttraining, das Hauptaugenmark auf bessere Fahrbahnausleuchtung gerichtet. Mit insgesamt 400 Watt Leuchtkraft je Fahrzeug waren alle acht Piloten zufrieden und hoch motiviert für das Rennen, welches am Samstagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um die 30 Grad pünktlich begann.
Team RS Focus
Die Startphase verlief gut. Wir waren mit beiden Fahrzeugen sieben Runden zusammen unterwegs und haben uns ein kleines teaminternes Duell geliefert. Wir mussten dann aber auf Grund der Tankstoppstrategie die beiden Fords trennen. Die Nummer 56 fuhr nach sieben Runden und die Nummer 57 nach neun Runden zum Tanken in die Box. Man muss bedenken, dass das Auffüllen unseres 120 Liter-Tank fast fünf Minuten dauert“, so Teamchef Stephan Wölflick und fügt hinzu „Mehr als neun Runden sind auch nicht drin, wenn man bedenkt das unsere beiden Renner ca. 12 Liter pro Runde verfeuern.“ Die fahrerisch anspruchvolle und Material zermürbende Strecke ging bei der Nummer 57 (Stephan Wölflick, Frank Esser, Mark Roberts sowie Patrick de Schaetzen) nicht ohne Spuren vorbei. Zweimal musste die Spurstange vorne links nach Kollisionen mit anderen Teilnehmern ausgetauscht werden, was jedes Mal wieder Zeit kostete. Ein besonders ärgerlicher Zwischenfall ereignete sich in der Nacht auf Wölflicks Turn. „ Der Elektonikhauptschalter ist kollabiert und dadurch hatte ich keinen Strom mehr auf der Zündanlage. Den Focus habe ich zum Reparieren im Bereich des Publikums geparkt. Plötzlich kam ein wilder Fan aus dem Dunkeln und löste von außen die Bordfeuerlöscheanlage aus. Nun hatte ich 5 Kilo Löschschaum im Auto“, stellte Wölflick ärgerlich fest. Dieser Zwischenfall sollte der Nummer 57 die dritte Spurstange kosten. Denn nachdem Stephan seinem Focus wieder Leben eingehaucht hatte, waren durch den Löschschaum alle Scheiben beschlagen. Mit der Zeit im Nacken setzte sich Stephan trotzdem wieder ans Lenkrad und übersah wenig später ein schnelleres Fahrzeug. Das Ausweichmanöver endete an der Leitplanke. Ein weiterer zeitaufwändiger Boxenstopp war unumgänglich. Doch trotz dieser Unannehmlichkeiten beendete das Team mit der Nummer 57 nach 24:14:12 Stunden und 109 gefahrenen Runden das Rennen auf einem 89. Gesamtrang.
Boxenstop
53 Plätze dahinter auf Rang 142 beendete der zweite Focus RS mit der Startnummer 56 von Wölflick Racing die 24 Stunden vom Nürburgring. Das Fahrer-Team um Graham Mace, Uwe Gummerbach, David Mountain sowie Neill Briggs am Steuer, hatten schon zu Beginn des Rennens mit einem Servolenkungsausfall zukämpfen. Sehr starke Vibrationen im Fahrzeug ließen die Servolenkungsleitung von der Pumpe rutschen und machten somit einen 30-minütigen Zwangsstopp nötig. Eine weitere Schrecksekunde erlebte Neill Briggs in der 31. Runde, als die Motorhaube in voller Fahrt gegen die Windschutzscheibe schlug. Ursache war ein defekter Motorhaubenverschluss.
Somit war ein weiterer zeitraubender Zwangsstopp fällig. Die Mechaniker wechselten die Frontscheibe und montierten die Ersatzhaube, die jedoch keine Entlüftungsschlitze besaß. Die fehlenden Entlüftungsschlitze führten zu Temperaturproblemen im Motorraum und dadurch kam es zu Aussetzern an der Zündanlage. Der Fehler war sehr schwierig zufinden und erst am Rennende lokalisiert worden, denn sobald der Focus abkühlte, war alles in Ordnung und es stand die volle Leistung
wieder zur Verfügung. Durch diesen Zusammenhang fiel die Nummer 56 immer weiter zurück und landete nicht mehr unter den Top 100. „Nach dem wir noch ein paar Detailverbesserungen an beiden Fahrzeugen vornehmen werden, sind sie wieder in der Veedol Langstreckenserie zu sehen, und wenn alles gut geht, auch beim nächsten 24h-Rennen 2004“ erzählt Stephan Wölflick uns zum Abschluss.

Michael Heckel



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