Ford Falcon bei der Rallye
Monte-Carlo 1964
Die
zweite Generation der sogenannten ‚squared
bodied’ Falcons 1964-65 erschien in einer Zeit des Umdenkens der
amerikanischen Motorindustrie. Erz-Konkurrent Chevrolet hatte mit
seinen sportlichen Kompakt-Wagen einen unerwarteten Verkaufserfolg
erzielt und Ford antwortete darauf mit seinem 1961er Falcon Futura
Coupé.
Zuvor galten die Falcon mit ihren
schwachen Sechszylinder-Motoren in den USA eher als
Kleinwagen. Fords 'Total Performance' Programm änderte
dies. Obwohl das Futura Coupé von 1961 ein erster
Schritt mit geringem Markteinfluss war, erschien zwei Jahre später ein
überarbeiteter Futura Sprint. Angetrieben von seinem 260 cui (4,2
Liter) V8-Motor produzierte er 164 PS, aber es sollte
nicht lange dauern, bis der neue 289er (4,7 Liter) mit 225 PS kam.
Dieser vergleichsweise leichte Motor
wurde ebenfalls in einigen anderen Modellen benutzt – wie der AC Cobra
und
dem Ford GT40. Die Falcon Straßenversion war als Limousine und Cabriolet
lieferbar.
Die 64er Renn-Falcons waren Sonderanfertigungen. Ihre Karossen mit
Glasfaser-Teilen machten sie viel leichter
und der von Holman&Moody modifizierte Cobra V8 brachte mehr
Leistung und Drehmoment. Schätzungen über die wirkliche PS-Zahl
variieren, aber rund 300 PS werden es schon gewesen sein. Enggestufte
Getriebe wurden
eingesetzt, die Hinterräder über Galaxie-Achsen mit Differenzialsperre
antrieben. Auch Aufhängung und Bremsen wurden komplett überarbeitet.
Es war wie ein Schock für die europäische Motorwelt, als ein Werks-Team mit drei amerikanischen Falcon Futura Sprints bei der Monte Carlo Rallye im Jahre 1963 anreiste. Ein noch größerer Schock waren dann die Siege bei jeder einzelnen Sonderprüfung, gefahren von dem schwedischen Eis-Champion Bosse (Bo) Ljungfeldt. Nur die Abzüge auf den Verbindungsetappen und das Handicap Reglement hielten den Falcon von einem Sieg ab.
Im folgenden Jahr waren gleich acht Falcons dabei und Ljungfeldt wurde Zweiter der Gesamtwertung. Das Ergebnis war eigentlich erstaunlicher als es auf dem Papier aussah. Nach heutigen Maßstäben gewann Ford komfortabel. Auch diesmal fuhr Ljungfeldt wieder Bestzeit bei jeder Sonderprüfung. Im letzten Zeitfahren – drei Runden auf der Monaco GP Strecke – kam Ljungfeldt auf nur 5 min. 50,5 Sekunden. Das war 23 Sekunden schneller als Graham Hill in einem weiteren Falcon, dem Renn-As, der den GP dort schon einmal gewonnen hat. Ljungfeldt war 33,6 Sekunden schneller als Paddy Hopkirks Mini, der zuvor des öfteren die 'Monte' gewann. Ljungfeldts Problem war allerdings die komplizierte Vergleichs-Tabelle: Mit anderen Worten, die Monte Carlo Rallye war ein Handicap-Rennen; schon damals eine ungeliebte Rennart, heutzutage kaum noch vertreten. Die Falcons waren schnell, ob auf trockenem Asphalt, eisigen oder sogar schneebedeckten Strassen, besonders aber mit Bo Ljungfeldt am Steuer.
Nach der Rallye Monte Carlo 1964 war der Verbleib der Original-Falcons und der Ersatzwagen ein Rätsel. Gerüchte besagten, sie seien in Teilen unter den Augen eines britischen Zollbeamten in der Nordsee versenkt worden. Eine Annahme war, dass es billiger war die Autos zu zerstören, als sie zurück in die USA zu verschiffen oder sie in Großbritannien zu belassen, da beides hohe Zollabgaben bedeutet hätte. Die Wahrheit war, dass die wenigen, die keinen Unfall hatten, still und leise eingelagert wurden, um später (wie einige Kopien auch) wieder aufzutauchen und historische Rennen zu bestreiten.
1964 hörte man außerhalb der USA nach den sensationellen Erfolgen der Monte-Wagen wenig von den Falcons. Ford bewarb die Mustangs als renntaugliche Straßenwagen und das Hauptaugenmerkmerk im europäischen Motorsport konzentrierte sich fortan auf Le Mans.