Barney Oldfield im '999'
Rennfahrer
Barney Oldfield war immer auf Publicity scharf. Also benannte er seinen
Rennwagen nach der 1893 gebauten Rekordlokomotive aus dem New Yorker Central Bahnhof:
999. 999 wurde von Henry Ford entworfen und im Oktober 1902
fertiggestellt. Zu den Fahrer zählten: Barney Oldfield (ein
ehemaliger Radrennfahrer aus Salt Lake City und wohl der erste
Motorsport Superstar), Harley Cunningham, Henry Fords Partner Tom
Cooper, und Ford selbst.
Cooper unterstütze das Projekt finanziell und brachte auch einige
Konstruktionsvorschläge mit ein, während Ford und ein junger
Schlosser namens C. Harold Wills die zwei Rennwagen bauten. Sie
arbeiteten oft bis tief in die Nacht im ungeheizten zweiten Stock ihrer
Detroiter Werkstatt. Oft mussten sie sogar Handschuhe anziehen, damit
die Finger nicht allzu klamm wurden.
Der damalige Preis lag bei gewaltigen 5.000$. Obwohl der Wagen nur
einen Sitz hat musste doch immer ein 'Schmiermaxe' während der
Fahrt Lagerstellen des offenen Kurbeltriebs ölen und kleine
Einstellarbeiten vornehmen. Die
Akrobatik dabei erinnert an die Seitenwageninsassen bei Gespannfahrern.
Auf jeglichen Ballast wird verzichtet. So besitzt der Wagen weder eine
Karosserie, ein Hinterachs-Differential oder ein Getriebe.
Eine Bremse für die Hinterachse wird erst später nachgerüstet. Nur
die Vorderachse ist gefedert. Batterien speisen die
"Huff"-Doppelzündung, Wasser- und Kraftstoff-Pumpen werden über
Zahnräder von der Kubelwelle angetrieben. "Schon der Motorenlärm brachte einen fast um"
erinnert
sich Henry Ford später. Die profillosen Firestone Reifen kann man
übrigens schon als "schlauchlos" bezeichnen, denn die Mäntel warum
rundum geschlossen und wurden mit der Felge verschraubt.
Nach über einer Woche Training startete Barney Oldfield am 25. Oktober 1902 zu einem fünf Meilen Rennen in Grosse Point. Seine Gegner waren Alexander Winton, W.C. Bucknam und Charles Shanks. Oldfield fuhr vom Start bis zum Ziel Vollgas und hatte schon nach einer Meile einen komfortablen Vorsprung. Doch der Favorit Winton holte langsam auf. Nach drei Meilen vergrößerte sich Oldfields Vorsprung wieder, Winton hatte mit Fehlzündungen zu kämpfen und schied nach vier Meilen aus. So gewann Oldfield die 1.000 Dollar Preisgeld mit einer Runde Vorsprung vor Buckham in 5 min 28 s, einem neuen amerikanischen Rekord.
'999' Replika in der
Motorsport Hall of Fame (Detroit)
Der Schwesterwagen des 999 ist der Arrow (Pfeil). Der Arrow wurde von Frank Day, einem reichen jungen Mann, bei einem Rennen in Wisconsin eingesetzt. Day verunglückte und wurde getötet. Die Überreste des Wagens wurden zurück nach Dearborn gebracht und im Winter 1903/04 wurde Arrow mit vielen Modifikationen wieder aufgebaut.
Als
die Zeitnehmer vom Amerikanischen Automobilverband am 9. Januar 1904
auf dem zugefrorenen St. Clair See eintrafen machten
sich Ford und sein Beifahrer Huff fertig. Ortsansässige Bauern
hatten eine drei Meilen lange Strecke auf dem Eis vorbereitet. Dennoch
war die Strecke sehr uneben. Ford hatte es mit dem Lenkhebel nicht
einfach den Wagen auf Kurs zu halten. Zudem rutschte sein Fuß
immer wieder vom Gaspedal ab, bis schließlich Huff das Pedal von
Hand durchtrat. Mindestens zwei Mal verlor Ford fast die Kontrolle
über den Wagen und am Ende der Strecke wartete das nächste
Problem: Das Anhalten. Der Wagen war für Rundstreckenrennen
konstruiert, mit nur eine fast wirkungslose Bremse auf die Hinterachse.
Ford konnte jedoch den Wagen in einer Schneewehe zum Stoppen bringen.
Zum ersten Mal erreichten sie 100-Meilen/Stunde, doch erst nach zwei
Wochen wurde der Rekord offiziell bestätigt. Man konnte sich nicht
einigen, ob die Fahrt auf einem zugefrorenen See als
„Land-Geschwindigkeits-Rekord“ zählen durfte! Schon Ende Januar
1904 holte sich Vanderbilt den begehrten Rekord zurück. Ford
ließ den Arrow noch einmal gegen einen Mercedes Simplex antreten,
dabei handelte es sich aber nur um einen Publicity-Lauf.
Danach wurden beide Wagen an Tom Cooper verkauft, und der 'Arrow' vom neuen Eigner in 'New 999' umbenannt. Kurz vor seinem Tod soll Henry Ford noch zu Barney Oldfield gesagt haben: "Du hast mich groß herausgebracht und ich Dich". Oldfield schüttelte seinen Kopf und erwiderte: "Der alte 999 hat uns beide groß gemacht".
Der Nimbus "999" ist noch nicht ganz verschwunden. Im August 2007 erzielen Ford und Ballard mit dem von Wasserstoff Brennstoffzellen getriebenen Fusion 999 mit 296 km/h auf dem Salzsee von Bonneville (Utah) erneut einen Weltrekord.