Ford 12m, 15m (P6)

Baujahre: 1966-1970,  Stückzahl: insg. 668.187, davon 518.602 aus dem Werk Genk in Belgien, der Rest stammt aus Kölner Produktion
Motor: OHV V4 mit 1,2- 1,3- 1,5- und 1,7-Liter Hubraum und Leistungen von 45 bis 70 PS
Getriebe: Vierganggetriebe, Vorderradantrieb

Ford 15m P6 Coupé 
Ford 15M Coupé

Nach nur vierjähriger Bauzeit löst der 12M/15M (Entwicklungscode "Prälat") seinen Vorgänger P4 ab. Die neue P6 Baureihe wurden am 13. September 1966 von Ford als "zwei neue Modellreihen aus Köln" und "Ein moderner Wagen für moderne Menschen" erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Sie standen beim Händler als 12M, 15M, TS, XL und RS. Der Kunde kann V4-Motoren in vier Hubraumgrößen wählen. 1966 spielte der damals noch nicht enthüllte Taunus P6 bei einer Verfolgungsjagd im James Bond 007 Film „Der Spion, der mich liebte“ eine Nebenrolle.

Ford 12M (P6)
Ford 15M XL

Wie beim großen Bruder P7 versucht man nun aus einem Grundmodell zwei Varianten (12M und 15M) zu kreieren, die sich neben der Motorisierung auch optisch (Kühlergrill, Scheinwerfer, Rückleuchten usw.) unterscheiden. Beim 15M verströmt zudem die Holzmaserung auf Armaturenbrett und Türen den Hauch von etwas Luxus. Der 15m sollte die Lücke zwischen 12m und 17m schließen, während der 12m als legitimer Nachfolger der von August 1962 bis August 1966 gebauten 12m P4-Baureihe galt.
Der 15M sorgte auf Wunsch mit RS-Ausstattung für Aufsehen auf Europas Straßen: Chromfelgen, allerlei Rallyestreifen, eine reichhaltige Instrumentierung und Vinyldach waren damals Pflicht.

Stilistisch ging man bei Ford weg von der "Linie der Vernunft" hin zu bereits vom Falcon bekannten, amerikanisch-barocken Formen. Die Kundschaft honorierte diesen Schritt nicht, dennoch wurden über 650.000 Fahrzeuge abgesetzt. Neben der zwei- und viertürigen Limousine gab es wieder die zweitürigen Kombi und Coupés. Alle überzeugen mit einem für ihre Klasse geräumigen Innen- und Kofferraum, sowie einem cw-Wert von nur 0,364. Die Aufpreisliste umfasst eine durchgehende Sitzbank und Liegesitze vorne, Ausstellfenster hinten, allerlei Zierrat und Weißwandreifen. Die Länge der Karosserie wuchs gegenüber dem P4 um 7 cm (wovon die Beinfreiheit hinten profitierte), die Höhe hingegen verringerte sich um 5,8 cm. Hinsichtlich der Polster und Farben der Ausstattung konnten 10 verschiedene Grundfarben miteinander kombiniert werden, wobei 20 zusätzliche Kombinationen mit 14 verschiedenen Polsterstoffen möglich waren. Es bestand zudem die Wahl zwischen Sitzpolstern aus Stoff, Kunstleder mit Stoff sowie Vollkunstleder.
Technisch wurde das Frontantriebs-Konzept des Vorgängers sukzessive verbessert, moderne Mc Pherson Federbeine und homokinetische Gleichlaufgelenke sorgen endlich für eine ordentliche Straßenlage. Zweikreisbremse (Scheiben vorne), Sicherheitslenksäule und ein gepolstertes Armaturenbrett erhöhen die Sicherheit.

Die von September 1966 bis August 1968 angebotene Luxus-Version "TS" (ab Sept. 68 "XL") glänzte außen u.a. mit verchromten Fenstereinrahmungen und Regenleisten, mattschwarz lackierter Heckblende sowie einem, von drei Chromleisten unterbrochenen, Kühlergitter - innen mit Holzfurnierapplikationen und, gegenüber der Basisversion, mit einer reichhaltigeren Serienausstattung. Der 1,5 Liter-Motor mit 65 PS und der 1,7 Liter Motor mit 70/75 PS konnten auch hierfür nur gegen Aufpreis bestellt werden. Die Basisversionen verfügten statt der Chromteile über Lack in Wagenfarbe an den entsprechenden Stellen. Seit Februar 1968 war auf Wunsch auch der Einbau einer Mittelschaltung möglich. Die erste Serie verfügte noch bis zu deren Auslaufen im August 1967 über ein ungepolstertes Zweispeichenlenkrad ohne Pralltopf. Bis zum Ende der zweiten Serie wurde ein gepolstertes Zweispeichen-Lenkrad mit kleinem Pralltopf verbaut - danach, bis zum Produktionsende, ein Dreispeichen- Sicherheitslenkrad mit Pralltopf. Ebenso waren Lenksäule und Zündschloss nun verkleidet. Die P6-Modelle waren bis Ende der 2. Serie im August 1968 mit einem Breitbandtacho ausgestattet - danach mit zeitgemässeren Rundinstrumenten. Ab Beginn der zweiten Serie waren die Armaturenbretter nicht mehr in Wagenfarbe sondern mattschwarz gestaltet. Ab September 1967 entfiel der Schriftzug "Taunus" auf Motorhaube und Heckblech und wurde durch "Ford" in Großbuchstaben auf der Motorhaube und einen kleinen Schriftzug vorne links ersetzt. Das Kölner Wappen auf der Motorhaube blieb zunächst erhalten. Die Ford-Pflaume auf dem rechten unteren Kotflügel verschwand mit dem Modelljahr 1968 und wanderte in die Mitte der Einstiegsleisten, wo sie das Taunus Wappen ersetzte. Das Kölner Emblem auf der Motorhaube wurde durch den Schriftzug "Ford" in Großbuchstaben ersetzt. Für die dritte Serie wurden ab September 1968 die waagerecht zwischen den Schlussleuchten verlaufenden Chromzierleisten geändert. Ab September 1969 wurden alle für den bundesdeutschen Markt bestimmten Modelle mit der nun vorgeschriebenen Warnblinkanlage ausgestattet. Ab Modelljahr 1970 wurde der Handbremshebel bei Fahrzeugen, die lediglich über verstellbare Einzelsitze verfügten, zwischen den Vordersitzen verbaut. Bei Fahrzeugen mit verstellbaren Einzelruhesitzen blieb die Handbremse unter dem Armaturenbrett.

Einen reizvollen Lichtpunkt in diesem ernsten Hintergrundrauschen setzte im März 1968 der Auftritt eines sportlichen Ford-Dreigestirns: 15M RS, 17M RS und 20M RS gaben sich die Ehre: In den Kölner Ford-Werken rollen jetzt die ersten Wagen des neuen RS-Programms vom Fließband, hieß es dazu in einer Presseinformation. Alle drei RS-Typen sind jeweils als zweitürige Limousine, viertürige Limousine und als Coupé (15M) beziehungsweise Hardtop (17M / 20M) lieferbar. Mit insgesamt neun verschiedenen Modellen bringen die Ford-Werke damit ein „ausgewachsenes“ Programm sportlicher Wagen auf den Markt. Bereits der markante Auftritt der RS-Truppe demonstrierte den Anspruch des Fahrgeräts und die Ambitionen seiner Lenker. Dafür sorgten ein „funktioneller Grill“ mit reduziertem Chrom-Einsatz und Halogen-Zusatzscheinwerfern, schwarze Horizontal-Effektstreifen an den Flanken – beim 15M auch am Heck –, ein weiterer Streifen auf der Motorhaube sowie mattschwarze Zierblenden beim 17M und 20M RS.

Die „14-Zoll-Spezialräder“ mit schlauchlosen Gürtelreifen waren bei den 15- und 17M´s silbergrau lackiert, beim 20M sogar verchromt. Radkappen und ähnlicher „Spießerkram“ waren dabei selbstredend tabu, stattdessen ging es um verchromte Radmuttern und Staubkappen sowie um schwarz abgesetzte Felgen-Innenfelder. Auch die Sekundärbotschaft der meist männlichen RS-Fahrer an die Damenwelt und an die Konkurrenz kam an. Sie lautete: Cool – also, wirklich cool – ist es dort, wo mein RS parkt! Ein Hingucker waren auch die Cockpits der Autos. Drehzahlmesser und Tacho in Großformat und zentraler Anordnung, garniert mit Ampere-Meter und Öldruckanzeige, ein kurzer Schaltknüppel mit holzgemasertem Knauf und Ledersäckchen um den Fuß und ein lederbezogenes Lochspeichen-Sportlenkrad für den 15M RS beziehungsweise einen Lenkradkranz aus Holzimitat (für 17M RS und für 20M RS), das auch einem reinrassigen Sportwagen alle Ehre gemacht – alles drin, alles dran! Für den versprochenen „Dampf unter Haube“ sorgten drei Triebwerke, deren Leistung man bedenkenlos ausnützen kann, ohne für die Lebensdauer der Motoren zu fürchten, versicherte Ford. Denn sie wird nicht aus kleinen Motoren herausgeholt, sondern aus großen Hubräumen. Unter der Haube des 15M RS steckt der stärkste Vierzylinder von Ford Köln: eine 1,7-Liter-V4-Maschine mit einer Leistung von 70 PS aus 5.000 U/min und einem maximalen Drehmoment von 13,7 mkg (134 Nm) bei 2.400 U/min. Dieser Motor beschleunigt den 15M RS in 14,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und verleiht ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h.

Im Nachhinein betrachtet hatte der Frontantrieb zunächst ein kurzes Gastspiel bei Ford. Der Escort als gesamteuropäisches Modell ging Fahrwerks-technisch mit seinem Heckantrieb und der simplen Blattfeder-Starrachse wieder einen Schritt zurück.

Der deutsche V4 Motor durfte allerdings bei MATRA, OSCA und SAAB noch einige Zeit weiterleben. Ein interessanter Ableger des 15M ist der FT1700 (Ford Taunus 1700) aus Uruguay, der dort 1971 in rund 100 Stück mit P6 Mechanik aber lokal von Hand produzierter Karosserie entstand. Als Ford dann selbst im Land die Produktion es Escort aufnahm, lohnte sich dieses Projekt nicht mehr.

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