Ford 15M Coupé
Nach nur vierjähriger Bauzeit löst der 12M/15M (Entwicklungscode "Prälat") seinen Vorgänger P4 ab. Die neue P6 Baureihe wurden am 13. September 1966 von Ford als "zwei neue Modellreihen aus Köln" und "Ein moderner Wagen für moderne Menschen" erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Sie standen beim Händler als 12M, 15M, TS, XL und RS. Der Kunde kann V4-Motoren in vier Hubraumgrößen wählen. 1966 spielte der damals noch nicht enthüllte Taunus P6 bei einer Verfolgungsjagd im James Bond 007 Film „Der Spion, der mich liebte“ eine Nebenrolle.
Ford 15M XL
Wie
beim großen Bruder P7 versucht
man nun aus einem Grundmodell zwei Varianten (12M und 15M) zu
kreieren, die sich neben der Motorisierung auch optisch
(Kühlergrill,
Scheinwerfer, Rückleuchten usw.) unterscheiden. Beim 15M
verströmt
zudem die Holzmaserung auf Armaturenbrett und Türen den Hauch
von
etwas Luxus. Der 15m sollte die Lücke zwischen 12m und 17m schließen, während der 12m als legitimer Nachfolger der von
August 1962 bis August 1966 gebauten 12m P4-Baureihe galt.
Der 15M sorgte auf Wunsch mit RS-Ausstattung
für Aufsehen auf Europas Straßen: Chromfelgen, allerlei
Rallyestreifen,
eine reichhaltige Instrumentierung und Vinyldach waren damals Pflicht.
Stilistisch
ging man bei Ford weg von der "Linie der Vernunft" hin zu bereits vom Falcon bekannten,
amerikanisch-barocken Formen.
Die Kundschaft honorierte diesen Schritt nicht, dennoch wurden
über 650.000 Fahrzeuge abgesetzt.
Neben der zwei- und viertürigen Limousine
gab es wieder die zweitürigen Kombi und Coupés.
Alle überzeugen mit einem für ihre Klasse
geräumigen Innen-
und Kofferraum, sowie einem cw-Wert
von nur 0,364.
Die Aufpreisliste umfasst eine durchgehende Sitzbank und
Liegesitze vorne, Ausstellfenster hinten, allerlei Zierrat und Weißwandreifen. Die Länge der Karosserie wuchs
gegenüber dem
P4 um 7 cm (wovon die Beinfreiheit hinten profitierte), die
Höhe
hingegen verringerte sich um 5,8 cm. Hinsichtlich der Polster und Farben
der
Ausstattung konnten 10 verschiedene Grundfarben miteinander kombiniert
werden, wobei 20 zusätzliche Kombinationen mit 14
verschiedenen
Polsterstoffen möglich waren. Es bestand zudem die Wahl
zwischen
Sitzpolstern aus Stoff, Kunstleder mit Stoff sowie Vollkunstleder.
Technisch wurde das Frontantriebs-Konzept
des Vorgängers sukzessive verbessert, moderne Mc Pherson
Federbeine
und homokinetische Gleichlaufgelenke sorgen endlich für eine
ordentliche
Straßenlage. Zweikreisbremse (Scheiben vorne),
Sicherheitslenksäule
und ein gepolstertes Armaturenbrett erhöhen die Sicherheit.
Die von September 1966 bis August 1968 angebotene Luxus-Version "TS"
(ab Sept. 68 "XL") glänzte außen u.a. mit
verchromten
Fenstereinrahmungen und Regenleisten, mattschwarz lackierter Heckblende
sowie einem, von drei Chromleisten unterbrochenen,
Kühlergitter -
innen mit Holzfurnierapplikationen und, gegenüber der
Basisversion, mit einer reichhaltigeren Serienausstattung.
Der 1,5 Liter-Motor mit 65 PS und der 1,7 Liter Motor mit 70/75 PS
konnten auch hierfür nur gegen Aufpreis bestellt werden.
Die Basisversionen verfügten statt der Chromteile
über Lack
in Wagenfarbe an den entsprechenden Stellen. Seit Februar 1968 war auf
Wunsch auch der Einbau einer Mittelschaltung möglich.
Die erste Serie verfügte noch bis zu deren Auslaufen im August
1967
über ein ungepolstertes Zweispeichenlenkrad ohne Pralltopf.
Bis zum Ende der zweiten Serie wurde ein gepolstertes
Zweispeichen-Lenkrad
mit kleinem Pralltopf verbaut - danach, bis zum Produktionsende, ein
Dreispeichen-
Sicherheitslenkrad mit Pralltopf. Ebenso waren Lenksäule und
Zündschloss nun verkleidet.
Die P6-Modelle waren bis Ende der 2. Serie im August 1968 mit einem
Breitbandtacho ausgestattet - danach mit
zeitgemässeren Rundinstrumenten.
Ab Beginn der zweiten Serie waren die Armaturenbretter nicht mehr in
Wagenfarbe sondern mattschwarz gestaltet.
Ab September 1967 entfiel der Schriftzug "Taunus" auf
Motorhaube und Heckblech und
wurde durch "Ford" in Großbuchstaben
auf der Motorhaube und einen
kleinen Schriftzug vorne
links ersetzt. Das Kölner Wappen auf der Motorhaube
blieb
zunächst erhalten. Die Ford-Pflaume auf dem rechten unteren
Kotflügel verschwand mit dem Modelljahr 1968 und wanderte in
die
Mitte der Einstiegsleisten, wo sie das Taunus
Wappen ersetzte.
Das Kölner Emblem auf der Motorhaube wurde durch den Schriftzug "Ford" in Großbuchstaben ersetzt.
Für die dritte Serie
wurden ab September 1968 die waagerecht zwischen den Schlussleuchten verlaufenden
Chromzierleisten geändert.
Ab September 1969 wurden alle für den bundesdeutschen Markt
bestimmten Modelle mit der nun vorgeschriebenen
Warnblinkanlage ausgestattet. Ab Modelljahr 1970 wurde der
Handbremshebel bei Fahrzeugen, die lediglich über verstellbare
Einzelsitze verfügten, zwischen den Vordersitzen verbaut. Bei
Fahrzeugen mit verstellbaren Einzelruhesitzen blieb die Handbremse
unter dem Armaturenbrett.
Einen reizvollen Lichtpunkt in diesem ernsten Hintergrundrauschen setzte im März 1968 der Auftritt eines sportlichen Ford-Dreigestirns: 15M RS, 17M RS und 20M RS gaben sich die Ehre: In den Kölner Ford-Werken rollen jetzt die ersten Wagen des neuen RS-Programms vom Fließband, hieß es dazu in einer Presseinformation. Alle drei RS-Typen sind jeweils als zweitürige Limousine, viertürige Limousine und als Coupé (15M) beziehungsweise Hardtop (17M / 20M) lieferbar. Mit insgesamt neun verschiedenen Modellen bringen die Ford-Werke damit ein „ausgewachsenes“ Programm sportlicher Wagen auf den Markt. Bereits der markante Auftritt der RS-Truppe demonstrierte den Anspruch des Fahrgeräts und die Ambitionen seiner Lenker. Dafür sorgten ein „funktioneller Grill“ mit reduziertem Chrom-Einsatz und Halogen-Zusatzscheinwerfern, schwarze Horizontal-Effektstreifen an den Flanken – beim 15M auch am Heck –, ein weiterer Streifen auf der Motorhaube sowie mattschwarze Zierblenden beim 17M und 20M RS.
Die „14-Zoll-Spezialräder“ mit schlauchlosen Gürtelreifen waren bei den 15- und 17M´s silbergrau lackiert, beim 20M sogar verchromt. Radkappen und ähnlicher „Spießerkram“ waren dabei selbstredend tabu, stattdessen ging es um verchromte Radmuttern und Staubkappen sowie um schwarz abgesetzte Felgen-Innenfelder. Auch die Sekundärbotschaft der meist männlichen RS-Fahrer an die Damenwelt und an die Konkurrenz kam an. Sie lautete: Cool – also, wirklich cool – ist es dort, wo mein RS parkt! Ein Hingucker waren auch die Cockpits der Autos. Drehzahlmesser und Tacho in Großformat und zentraler Anordnung, garniert mit Ampere-Meter und Öldruckanzeige, ein kurzer Schaltknüppel mit holzgemasertem Knauf und Ledersäckchen um den Fuß und ein lederbezogenes Lochspeichen-Sportlenkrad für den 15M RS beziehungsweise einen Lenkradkranz aus Holzimitat (für 17M RS und für 20M RS), das auch einem reinrassigen Sportwagen alle Ehre gemacht – alles drin, alles dran! Für den versprochenen „Dampf unter Haube“ sorgten drei Triebwerke, deren Leistung man bedenkenlos ausnützen kann, ohne für die Lebensdauer der Motoren zu fürchten, versicherte Ford. Denn sie wird nicht aus kleinen Motoren herausgeholt, sondern aus großen Hubräumen. Unter der Haube des 15M RS steckt der stärkste Vierzylinder von Ford Köln: eine 1,7-Liter-V4-Maschine mit einer Leistung von 70 PS aus 5.000 U/min und einem maximalen Drehmoment von 13,7 mkg (134 Nm) bei 2.400 U/min. Dieser Motor beschleunigt den 15M RS in 14,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und verleiht ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 155 km/h.
Im Nachhinein betrachtet hatte der Frontantrieb zunächst ein kurzes Gastspiel bei Ford. Der Escort als gesamteuropäisches Modell ging Fahrwerks-technisch mit seinem Heckantrieb und der simplen Blattfeder-Starrachse wieder einen Schritt zurück.
Der deutsche V4 Motor durfte allerdings bei MATRA, OSCA und SAAB noch einige Zeit weiterleben. Ein interessanter Ableger des 15M ist der FT1700 (Ford Taunus 1700) aus Uruguay, der dort 1971 in rund 100 Stück mit P6 Mechanik aber lokal von Hand produzierter Karosserie entstand. Als Ford dann selbst im Land die Produktion es Escort aufnahm, lohnte sich dieses Projekt nicht mehr.