Die Brüder Gerhard,
Erwin und Werner Drews aus Wuppertal-Oberbarmen, Rauental 36 begannen
nach dem Krieg ausrangierte Volkswagen Typ 82E und Kübelwagen zu
Nutzfahrzeugen mit einer kleinen Pritsche umzubauen. So konnten
dringend benötigte Transporter zu Verfügung gestellt werden, zudem kam
man als Besitzer eines Nutzfahrzeugs an das rationierte Benzin – reine
Privatfahrten wurden ja nicht unterstützt.
Ein Einzelstück blieb der AFM (Alex von Falkenhausen) Rennwagen für
Emil Vorster (genannt "der schöne Ted"), der damit 1947 deutscher
Sportwagenmeister wurde.
Nach der Währungsreform mußte sich Drews ein neues Betätigungsfeld
suchen. Man hatte diese Entwicklung vorhergesehen und bereits ein
zweisitziges Sportkabriolett für den Volkswagen Plattformrahmen
entworfen. Dessen Aluminium Pontonkarosserie ohne freistehende
Kotflügel ähnelt verblüffend den ersten Porsche 356 und galt als
hochmodern. Sie ruht auf einem Stahlrohr Gerippe – wie bei den Touring
"Superleggera" Karosserien. Stoßstangen Teile wurden dem Omnibusbau
entliehen.
Auf der 1. Westdeutschen Automobilschau in Rheydt 1949 wurde der Drews
Sportwagen präsentiert. Die Presse war begeistert von diesem Entwurf,
einzig der hohe Preis schreckte ab. Das 4,25 Meter lange Cabrio mit
lederbezogenen Sitzen wog 700 kg und konnte bei Drews oder über einen
Volkswagen-Vertragshändler für 10.000 DM bestellt werden. Eine
Einzelanfertigung berücksichtigte immer Kundenwünsche, so glich kein
Fahrzeug dem anderen. Einige wurden mit Porsche Motoren bestückt, bei
anderen wurde der VW Motor von einer Zweivergaser-Anlage beflügelt. Ein
Kunde wünschte sich einen Kühlergrill, der für den luftgekühlten Boxer
im Heck ja gar nicht notwendig war. Auch das Coupé in zweifarbiger
Lackierung mit dreigeteilter Panorama Heckscheibe und das Cabriolet mit
einteiliger Windschutzscheibe blieben Einzelstücke.
Volkswagen mit Drews Karosserie auf der Automobilschau in Rheydt
Neben einer vollen Brieftasche mussten die Kunden auch Geduld
mitbringen, denn der Aufbau erforderte rund 1.000 Arbeitsstunden.
Immerhin 150 Fahrzeuge mit Volkswagen-Technik soll Drews zwischen 1949
und 1951 produziert haben. Heute gibt es höchstens noch eine Handvoll
dieser Raritäten.
Als Volkswagen mit dem Karmann Ghia einen Konkurrenten im Programm
hatte blieben die Kunden für Drews aus, deren Preise auf Porsche Niveau
lagen. Man mußte sich nach Alternativen umsehen.
Fündig wurde man schließlich beim Ford "Buckel"-Taunus. Der hatte zwar
den Motor vorne, aber das Plattformrahmen Konzept ähnelt dem des
Käfers. Offensichtlich mussten auch an der Drews Karosserie mit
Ausnahme des Kühlergrills (der vom Taunus "de Luxe" übernommen wurde)
kaum Änderungen vorgenommen werden, allerdings war nun Platz für vier.
Einzig das Heck wurde für einige Fahrzeuge dem Zeitgeist entsprechend
mit Heckflossen aufgehübscht. Wie viele Ford bei Drews ab 1950
entstanden ist leider nicht überliefert, überlebt hat wohl nur einer.
Taunus deluxe Cabrio 1950
Nebenher stellte Drews aber auch für Kunden Einzelstücke auf anderen
Fahrgestellen her. So z.B. ein schickes Alfa-Romeo Sechszylinder Cabrio
oder verschiedene Entwürfe auf Mercedes Chassis.
Für die Sportwagenschmieden AFM und Veritas sowie die Formel Junior DKW
stellte Drews Monoposto und Rennwagen her, viele von ihnen erzielten
auf dem nahe gelegen Grenzlandring – damals die schnellste Rennstrecke
der Welt - motorsportliche Erfolge.
Ein Dyna-Veritas Coupé wurde 1952 in Belgien montiert. Die Ausführung
der offenen Version wurde Drews anvertraut. Vorgesehen war entweder der
normale 750 ccm Motor für 7.800 DM oder gegen einen Aufpreis von 500 DM
der Sprint-Motor. Dieser Dyna-Veritas RS sollte eine
Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h erreichen. Es blieb bei einem
Einzelstück. Das Coupé fand auch nicht den Weg in die Serie.
1958 entstand ein Cabrio mit DKW 3=6 Motor, dessen Formgebung dem DKW
Monza angelehnt wurde, aber im Gegensatz zu ihm offen war und nicht aus
Kunststoff bestand. Exoten blieben auch die beiden AFM motorisierten
Opel und FIAT, die stolz in einer Parade von Drews dem Publikum
präsentiert wurden.
Für den Dyna-Veritas hatte sich Drews etwas ganz besonderes ausgedacht.
Die Windschutzscheibe des Roadsters konnte nach vorne umgeklappt
werden, lag dann aber nicht auf der Haube auf, sondern konnte unter ihr
verstaut werden.
1960 stellte Drews die Fertigung von Sonderkarosserien endgültig ein,
bis 2001 wurde die Firma als Karosseriebetrieb weiter geführt. Der
mechanische Treibhammer, mit dem früher die formschönen Karosserien in
mühseliger Handarbeit entstanden, wurde aufbewahrt und noch einmal
eingesetzt, als 1984 ein Scampolo BMW nachgebaut wurde.
Joachim Drews führt die Familientradition heute als Sachverständiger
für das Karosserie– und Fahrzeugbauer Handwerk fort.