Kauf eines Ford Cortina GT Mark II, Baujahr 1967
Zu Ford Cortinas, speziell zu den Versionen Mark I und Mark II hatte ich immer schon eine besondere Beziehung. Ich machte meinen Führerschein 1965 auf einem Cortina und mein erstes Auto, das ich leider mit meiner Mutter teilen musste, war ein weißer Cortina Mark I.

Die Schweiz gehörte damals dem EFTA-Wirtschaftsraum (EFTA = European Free Trade Association) an, zu dem auch England und z.B. Skandinavien gehörten. Aus diesem Grunde wurden die meisten Fords aus England importiert, z.B. Anglia, Cortina, Corsair, Zephyr, Zodiac etc. Der Cortina war in der Schweiz ein sehr beliebtes Fahrzeug.
Fasziniert haben mich aber vor allem die Cortina Lotus, die in der damaligen Zeit die Tourenwagenszene dominierten. Meist waren sie weiß mit einem seitlichen, grünen
Streifen. Gefahren wurden diese Cortinas auch von Formel 1-Größen wie z.B. Jim Clark, aber der wildeste Fahrer war Sir John Whitmore, der meistens auf 3 oder 2 Rädern durch die Kurven fuhr. Ich hatte das Vergnügen, Sir John bei einem Bergrennen zu beobachten! Übrigens war sein Auto nicht weiß sondern rot mit goldenem Dach.

Seit einiger Zeit ist es mein Wunsch, einen Cortina Lotus zu besitzen. Mir ist bewusst, dass es äußerst schwierig ist, einen gut erhaltenen Cortina Lotus zu einem akzeptablen Preis zu finden. Darüber hinaus findet meine Frau die Mark I Version hässlich und vergleicht das Fahrzeug mit einem Trabbi!!! Deshalb habe ich meine Ambitionen etwas zurückgeschraubt, und besitze seit kurzer Zeit einen Cortina GT Mark II, natürlich in weiß.

Wie kam es dazu?
Wir verbrachten dieses Jahr unseren Sommerurlaub in der Schweiz. Am Vorabend der Abreise las ich gemütlich die schweizerische „Automobil Revue“ (übrigens nach wie vor eine der besten Automobilzeitschriften, die ich kenne), die auch einen kleinen Oldtimerteil hat, den ich normalerweise nicht lese, da es sicher Zeitschriften gibt, die ausführlicher über Oldtimer berichten. Da ich jedoch etwas Zeit hatte, las ich auch diesen Teil, und plötzlich fiel mir eine Anzeige auf:
Wegen Todesfall zu verkaufen: Ford Cortina GT 1500 Jg. 1967, weiß, in sehr gepflegtem Zustand
Ich griff sofort zum Telefonhörer und bekam bei einem Gespräch mit der Tochter des verstorbenen Halters folgende zusätzliche Informationen: Der Halter war vor kurzem verstorben und hatte das Auto seit 1967 gefahren und gepflegt. Von Beruf war er Automechaniker. Das Auto musste verkauft werden, weil die Tochter mit ihrem Mann während 6 Monaten im Jahr in den USA lebt und sie kurz vor der Abreise waren. Wie bereits erwähnt, plante ich sowieso am folgenden Tag eine Fahrt in die Schweiz, so dass ich kurzfristig einen Termin vereinbarte.

Cortina GT Mk.II
Das Fahrzeug stand in Weggis, am wunderschönen Vierwaldstättersee. Am nächsten Tag waren wir gegen Mittag in Weggis und der weiße Cortina stand bereits vor dem Haus, etwas schmutzig, aber die erste optische Prüfung war sehr positiv. Karosserie, bis auf ein kleine Delle im Kofferraum, einwandfrei, kein Rost, kompletter Schwellenbereich restauriert, Chrom einwandfrei. Eine Probefahrt überzeugte mich auch von der Mechanik. Da auch der Preis sehr attraktiv war, war mir schnell klar, dass ich dieses Fahrzeug haben musste. Die Proteste von meiner Frau hielten sich auch im Rahmen. Im Fahrzeug war auch noch eine Kiste mit einer Vielzahl von Ersatzteilen wie Zylinderkopfdichtungen, original Motorcraft-Kartons mit vielen Kleinteilen etc. Ich bat um 2 Tage Bedenkzeit, sagte dann definitiv zu und holte das Auto 3 Tage später ab und fuhr damit zu unserem Ferienhaus im Berner Oberland. Der Kent-Motor lief einwandfrei, drehte willig hoch, und ich musste den Drehzahlmesser genau im Auge behalten.

Im Ferienort angekommen wurde das Auto ausgeräumt, gereinigt, poliert etc. Dabei entdeckte ich eine nahezu neue Bedienungsanleitung und einen makellosen Cortina-Prospekt von 1967.
Bei einem Oldtimerhändler am Ort ließ ich eine Inspektion durchführen.

Da wir mittlerweile kurz vor der Abreise waren und der Cortina vorläufig in der Schweiz bleiben sollte, musste ich mich nach einem Standplatz umsehen. Ursprünglich dachte ich an eine Scheune bei einem Bauern. Davon wurde mir jedoch schnell abgeraten. Eine zu vermietende Garage konnte ich auch nicht finden.
Also wandte ich mich an einen renommierten Oldtimerbetrieb im Nachbarort, der zur Einlagerung diverser Oldtimer-Schätzchen eine klimatisierte Halle vor einiger Zeit gebaut hatte. Dort steht nun mein Cortina neben einem wunderschönen alten Ferrari und einem exklusiven Porsche 959.

Ich nehme an, dass es meinem Cortina noch nie so gut ging wie zur Zeit.

Hans-Peter S.


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