Ford Corsair (120E)

Baujahre: 1962-1970 in Dagenham (GB), Halewood (GB, 1964-69), Thailand und Amsterdam (NL)
Stückzahl: insg. rund 310.000, davon 294.591 aus dem englischen Werk
Motor
: Kent Reihenmotor: 1,5 Liter Vierzylinder mit 60 bzw. 88 PS, wassergekühlt, hängende Ventile

 
            Essex V4: 1.664 bzw. 1.996 ccm mit 77, 88 oder 97 PS
Getriebe
: Vierganggetriebe (a.W. Automatik); Lenkrad- oder Knüppelschaltung, Heckantrieb

Ford Corsair
Jim Clark und Model Jean Shrimpton posieren vor einem Corsair GT

Trotz des fehlenden Erfolgs der „Classic“ Modelle wollte Ford England erneut versuchen die Lücke zwischen dem Cortina und dem Zephyr zu schließen.
Das neue, zunächst noch "Consul Corsair" genannte, Modell übernimmt das Fahrwerk des Cortina Super, setzt sich mit dem gewagteren Styling (inspiriert vom Thunderbird) aber vom Brot-und-Butter Cortina etwas ab. Die "Corsair" Typenbezeichnung (zu deutsch "Korsar") wurde zuvor schon von der glücklosen Ford Marke "Edsel" verwendet.

Der 1.498 ccm Motor leistet 60 PS. Es gab den Corsair zunächst als zwei- und viertürige Limousine, wobei Zweitürer anfänglich nur den Exportmärkten vorbehalten blieben. Crayford baute wenige Fahrzuge zu Cabriolets um, Abbott ab 1966 ein paar drei- und fünftürige Kombis (auch als GT).

1965 ersetzt ein neuer 88 PS Essex V4-Motor (nicht baugleich mit dem Kölner V4) den bisherigen Reihenmotor. Äußerlich blieb der Wagen unverändert, verbesserte Scheibenbremsen mit Bremskraftverstärker waren auf Grund der gestiegenen Motorleistung notwendig geworden. Dennoch waren die Fahrleistungen nicht gerade berauschend. Ab 130 km/h entwickelt die Schnauze zudem so viel Auftrieb, daß der Geradeauslauf ernsthaft leidet.
Der Corsair GT hingegen besitzt den Motor aus dem Cortina GT mit 88 DIN-PS. "Luxuslimousine und Sportwagen in einem" versprach vollmundig der deutschsprachige Prospekt.

Armaturenbrett Corsair 2000E
Armaturenbrett Corsair 2000E

1967 führt Ford die V4 mit 1996 ccm Hubraum ein, genannt 2000 und 2000E. Das Executive Modell erkennt man an speziellen Zierteilen, seinem Vinyldach und dem Holzarmaturenbrett. Die Ford-Werbung lobte ausdrücklich die gute Verarbeitung.

In Erinnerung bleibt die Wettfahrt von Eric Jackson und Ken Chambers im Corsair von Southampton bis nach Kapstadt gegen den Ozeandampfer "Windsor Castle". Der Ford kam im Sommer 1963 tatsächlich zuerst an der Südspitze Afrikas an. Doch damit nicht genug: Wer kennt nicht Jules Vernes Roman "In 80 Tagen um die Welt"? Eric und Ken glaubten es in der halben Zeit schaffen zu können und machten sich 1967 wieder in einem Corsair auf den Weg. Sie schafften es nicht ganz, sie brauchten 43 Tage.
Ford Englands PR Chef Walter Hayes war zwar kein Techniker, hatte aber ein Gespür für solch publikumswirksame Werbung. So ließ er 1964 einen Corsair GT für Rekordversuche umbauen: Größere Räder hinten, ein von Don Moore frisierter Motor und eine aerodynamischere Schnauze sollten den Corsair über die magische 100 Meilen (160 km/h) Marke bringen - sieben Tage non-stop rund um die Uhr! Ansonsten blieb das Fahrzeug bis auf einen vergrößerten Tank und demontierte Stoßstangen unangetastet. Als Austragungsort für diesen Rekordversuch wählte man die Steilkurven-Rennstrecke im italienischen Monza aus. Statt der geplanten Woche hielt der Wagen jedoch nur vier Tage, dabei gingen zudem eine Halbwelle und der Anlasser kaputt. Beides konnte repariert werden (wenn auch wohl nicht wirklich Reglement konform) und so reichte am Ende doch noch für 15 Weltrekorde.

1970 endet die Produktion des Corsair, der neben seinem Heimatmarkt auch in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Italien und Australien verkauft wurde.
Auch der erste Capri Prototyp aus dem Jahr 1965 unter dem Codenamen „Colt“ basiert auf einem Corsair Fahrgestell, er trägt sogar noch ein Corsair Emblem am Kühlergrill. 1989-92 bot Ford in Australien noch einmal einen Corsair an, dabei handelte es sich um einen Nissan Pintara Lizenzbau mit Ford Emblemen. 2019 präsentiert Lincoln mit dem Corsair das Schwestermodell des Ford Escape (Kuga in Europa).

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